guillaume frechette
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Transcription of the Introduction, 1887

[58001] 1.
 
Descriptive Psychologie
87/88
 
 
Lectio I. [(Wahrnehmung)]
1. Erfahrung Grundlage der Wissenschaft // in weiter Ausdehnung.[MO1] 
2. Man sagt zweifache (innere und äußere) // psychische – physische //
Beispiele[HT2] . //
3. Mit Recht – Unrecht. // Mittelbare und unmittelbare Er-//fahrungstatsachen[HT3] [MO4] . (Wahrnehmung)
ad a) Wirkliche innere und äußere. //
ad b) Aber nicht beide unmittelbar // sicher. // Nicht die äußere.Beweis[HT5] . // Wohl aber die innere. Beweis[HT6] . // Also im eigentlichen Sinn nur innere Wahrnehmung.
4. Warum „psychische“? // Was das Gemeinsame dieser Erscheinungen? // Intentionale Inexistenz[MO7] .[1] // Realitäten und unreale Korrelate[HT8] . //
[58002] 2.
Die Gegenstände der Wahrnehmungen nennt man Er-//scheinungen. Phänomene. // Doch viel-//fach Un-//klarheit in der // Anwendung des // Wortes. //
4 Man hat (und zwar auch von Seite solcher, welche // die eben gemachte Beschränkung nicht anerkennen) // eine andere[HT9]  behauptet. // Die Wahrnehmung zeige nur[2] Phänomene, // nicht die Dinge an sich. //
4¢ Wie man dies vielfach meint, // falsch. // Höchst unpassender Ausdruck „Erscheinung“ des // Dings an sich, welches doch nicht erscheint. // Was wahrhaft erscheint muss wahrhaft an // sich sein.[3] // Wenn wir Vorstellungen von etwas haben, was // nicht ist, so ist das Vorgestellte nicht wahr-//haft in Erscheinung. // Eine Fülle von Konfusionen und Widersprüchen. // Dennoch erhält sich die Lehre[4] mit einer Zähigkeit, // welche die Vermutung nahe legt, es müsse doch // etwas Wahres darin sein. //
5. So in der Tat. // Was erscheint muss zwar an sich existieren. //
[58003] 3.
Aber es muss darum noch kein Ding // an sich sein, es muss nichts Reales // sein. // Verschiedenheit der Begriffe existierend und // real. // Mängel existieren, Unmöglichkeiten bestehen, // aber sie sind keine Realitäten. // So gibt es auch eine Vergangenheit und eine Zukunft, // aber sie sind keine Realitäten. // Wenn sie auch an sich sind (und nicht bloß // für uns) so sind sie doch keine Dinge an sich // (wie ja auch nicht Dinge für uns). //
Also: jede Erscheinung existiert an sich // (das unterscheidet vom Schein), // ja es gehört // zu ihrem // Begriff, dass // ihre Existenz // an sich un//mittelbar evi-//dent ist. // Aber nicht jede ist darum ein Ding an sich. // Im Gegenteil gibt es vieles, was kein Ding an sich ist // und doch erscheint, und dann haben wir Phänomene im Gegen-//satz zu Dingen an sich, bloße Erscheinungen. // Also der Unterschied ist nicht, dass die einen an sich sind, // die anderen nicht an sich sind, sondern dass die einen Dinge, // Realitäten sind, die anderen nicht. //
[58004] 4.
4 Gibt es denn aber wirklich etwas, was erscheint und nicht ein Ding // an sich ist? Mängel erscheinen nicht (werden erschlossen). Unmöglichkeiten // erscheinen wirklich[?]. Man möchte meinen um wahrgenommen zu werden müsse // etwas Realität sein. // In der Tat Denken, Wollen, zwei Realitäten. // Aber gerade sie, so // bald man sie genauer // studiert, zeigen, dass // auch nicht Reales in die // Erscheinung tritt. Intentionale Be//ziehung[HT10] . //
5. Warum „innere“? // Einheit der Realität[HT11] . // Kurze Begründung[HT12] [MO13] .[5] //
6. Die Wissenschaft, welche von diesen psychischen // Wirklichkeiten handelt, ist die // Psychologie. //
7. Unter dem Namen insbesondere die Psychologie // des Menschen // (wie bei Anatomie und Physio-//logie). //
8. Wechsel, Wandlung der psychischen Tat-//sachen. // Beständiger Fluss. // Enstehen und Vergehen. // An Bedingungen geknüpft. // Gesetze. [HT14] Beispiel[HT15] . //[MO16] 
9. Verbindung mit dem Leib. Abhängigkeit. //
[58005] 3.
Physiologischen Faktoren. // Psychophysische Betrachtungen nötig. // Ohne dies nur inexacte Durchschnittsgültigkeit oder jeden//falls unvollständig analysierte, empirische Gesetze. // So selbst wenn z. B. Gesetz, dass nicht // zugleich dasselbe bejaht und verneint oder // liebt und hasst;oder entgegengesetzte Farben // vorgestellt mit gleicher Lokalisation // (simultaner Wettstreit). //
10. Ob freilich heute schon, ja ob je hier // das Exakte zu geben, fraglich. // Aber wir werden wenigstens exakter // sein, wenn wir,was wir haben, zur Geltung[6] bringen. //
11. Doch wie immer es mit der Erfüllung // dieser Bedingung sich verhalten möge // und wie sehr die Lehre von der Genesis mangelhaft // bleibe, die Psychologie hat noch eine andere // Aufgabe: // Klarheit darüber zu geben, was die //
[58006] 4
innere Erfahrung zeigt. // Beschreibung des Gebiets der un-//mittelbaren Erfahrung. //
12. Dieser Teil nicht psychophysisch, // sondern rein psychologisch. // Obwohl vielleicht Berücksichtigung // des Körpers // wie zur Wiederholung desselben Ex-//periments // oder zur Fixierung. //
NB. Oder zur Messung! Welche schwer nur auf solchem Weg?[HT17]  //
13. „Deskriptive Psychologie“. // Jene „genetische“ // und wenn sie es wagt die physiologischen // Mit- oder Zwischenbedingungen zu beachten, psycho-//physische („physiologische“). //
14. Wie Anatomie zu Physiologie. //
15. Allgemeinheit der Betrachtungen. // Mehr die Elemente als die Zusammen-//setzungen (außer etwas die ganz konstanten[HT18] ) //
[58007] 5.
Dies unser Thema. // Die Aufgabe, die wir uns setzen. /7
16. Unterschied von dem, was öfter // deskriptive[7] Psychologie genannt. // Spezielle Schilderung von Charakteren, // Temperamenten etc. //
Malereien wie der Dichter sie noch // konkreter gibt von Spezialitäten[?]. // Frauen, // Kinder etc. // (Dies eher zur genetischen gehörig).[HT19]  //
[MO20] 16' Ein Einwand wäre, dass auch die // genetische beschreibend: die Vorgänge, // den Verlauf, die Antezedentien er//zählend: Genug und insbesondere auch durch // den Vergleich mit der Anatomie ver-//deutlicht, was wir meinen[HT21] .
17. Werth. //
a. 1. Erfahrungsgrundlage //
2. Material aller Vorstellung. // (Folgerungen für die Grenzen der Wissenschaft, // Locke.) //
3. Eigentlichkeit der Vorstellungen opp. // bei der Physik. //

[58008] 6.
b. dazu kommt der Wert der Psychologie // überhaupt. // Ästhetik, Logik, Ethik etc. // Unsterblichkeitsfrage. // Abhängigkeit der genetischen von ihr. [MO22] //
[HT23] 18. Man sollte meinen, keine große // Schwierigkeit.
Da es sich ja um das Gebiet un-//mittelbarer Erfahrung, // evidenter Wahrnehmung handelt. // In dieser Hinsicht aber doch täuschende // Hoffnung. // Wäre es so leicht, wohl längst gelöst, // während vielmehr erst recht zu beginnen. // Zeichen der Uneinigkeit und Zerfahren//heit der Ansichten. // Ja in wichtigen Stücken das Vorherrschen // solcher, welche wie wir sehen werden die entschiedensten Irrtümer. // Andererseits sind viele Punkte, welche von // höchstem Interesse sind, noch gar nicht //
[58009] 7
Gegenstand der Beachtung geworden. // Alles rudimentär, unfertig, cha//otisch. // Natürlich für bedeutendere Fortschritte // der genetischen Psychologie – die ohnehin // so missliche Aufgaben zu lösen // hat – ein besonderes, ja das größte // Hindernis. // Traurige Labyrinthgänge mancher // Psychophysiker. //
19. Wie ist das begreiflich? // Ich werde darauf das nächste Mal eine // Antwort zu geben suchen. // Vorher aber durch Besprechen das, // was ich über den Zustand der Psycho-//logie auch ihrem deskriptiven Teile // nach gesagt, drastisch illustrieren. //
20. Ich hoffe dann am sichersten auf // jene Nachsicht, welche auch meine Behandlung // in Anspruch nehmen muss. //
[58010] 8.
Lectio 2
1. Wir haben unsere Aufgabe bestimmt, // den Begriff der deskriptiven Psychologie, // (wie wir den Namen gebrauchen) festgestellt // und daran Betrachtungen über das hohe In-//teresse angereiht, welches sich an ihre Fragen // knüpft. //
2. Manches sprach dafür, dass diese Aufgabe // ohne große Schwierigkeit sich lösen lassen // werde. // Es handelt sich um die Beschreibung eines Gebietes, // welches der unmittelbaren Erfahrung vorliegt; // eines Gebietes evidenter Wahrnehmung. // Man sollte meinen, dass sie der unab-//hängigste der empirischen Wissenszweige und da-//rum die vollkommenstentwickelte sei. // Und da nun sogar andere, welche sich mit // Gebieten mittelbarer Erfahrung beschäftigen, // bereits zu einer hohen Stufe der Ausbildung // gelangt sind: wie viel mehr dieser! //
3. Leider entspricht der wirkliche Zustand // der Deskriptiven Psychologie solchen Erwartungen in keiner Weise. // Wir finden eine große Uneinigkeit und Zer-//fahrenhheit der Ansichten. //
[58011] 9.
Wir finden in wichtigen Stücken das Vor-//herrschen solcher, welche eine genauere Unter-//suchung als die entschiedensten Irrtümer // erkennen lässt. // Wir finden, dass viele Punkte, welche von höchster // Bedeutung, noch gar nicht beachtet. // Alles Zeichen eines sehr zurückgebliebenen // Stadiums. //
4. Es wird gut sein, wenn ich die allgemeine // Behauptung etwas im Einzelnen bewähre, // und zu dem Behuf das Gebiet der des-//kriptiven Psychologie nach verschiedenen Richtungen durchwandere, überall fragend // wie es hier mit der Lösung der Pro-//bleme, mit der Einigkeit der Forscher stehe. //
5. Das wird zugleich den Vorteil haben, // dass sie die Fülle des Materials, das // hier zu bewältigen ist, etwas kennen//lernen und so einen viel lebendigeren Be-//griff von dem, was die deskriptive Psycho-//logie ist oder sein will, erlangen, als //
[58012] 10.
die bloße kurze Begriffsbestimmung der // vorigen Stunde ihn zu geben vermochte. //
6. Die sämtlichen Fragen der deskriptiven Psycho-//logie mögen wir am besten in folgende // Gruppen scheiden. //
1. Fragen nach dem Inhalt der Empfindungen; //
2. Fragen nach dem Inhalt der[8] ursprünglichen // Assoziation; //
3. Fragen nach dem Inhalt der inneren Wahr//nehmung; //
4. endlich Fragen nach dem Inhalt von Be-//griffen, sogenannte Phantasievorstellungen, a-//priorische Anschauungen und angeborene // Ideen oder dergleichen.
ad 1. 7. Die innere Erfahrung zeigt uns nicht Farben, // nicht Töne u.s.w. als in Wirklichkeit be-//stehende. // Sie zeigt uns aber eine Empfindung von Farben // u. s. w. und somit diese als immanente Gegen-//stände unserer Empfindungen: als Phäno-//mene. // Als solche gehören sie zum Inhalt der [MO24] //
[58013] 11.
Empfindungen und ihre Beschreibung wird // Aufgabe der deskriptiven Psychologie. //
8. Eine Menge von Fragen erheben sich, welche sich // Teils auf den Charakter des Inhalts der // Empfindung im Allgemeinen, teils // Auf die spezielle Natur gewisser Klassen // beziehen. // Aber schier in jeder Frage haben wir // einen Fall von Uneinigkeit der Forscher. //
1.ʹ Ist der Inhalt einer (einheitlichen) Empfindung etwas // Einfaches, so zwar dass Komplikationen // nur etwas durch die Kombination und // Verschmelzung vieler Empfindungen entstehen, // oder ist er seiner Natur nach immer und not-//wendig kompliziert. // Hierfür Aristoteles. // Für das Gegenteil Locke und viele in England // und auch in Deutschland bis in die neueste // Zeit. Herbart. Helmholtz und andre Psychologen und Physiologen könnten hier // genannt werden. // Aber auch auf der anderen Seite bedeutende // Männer in der modernen Zeit, z. B. // Johannes Müller, Hering, Mach, Stumpf etc. //
[58014] 12.
2. ʹ Die Kluft erweitert sich, wenn man // bedenkt, dass bei solchen, welche eine wesentliche // Kompliziertheit jeder Empfindung lehren, // sich an diese Behauptungen Ausführungen über // den Charakter der Komplikationen, die besonderen // verbindenden Relationen knüpfen, welche // natürlich in den Augen der anderen lauter //Chimären. // Und die Uneinigkeit vervielfältigt sich, // insofern diejenigen, welche sie annehmen, in // Betreff dieser Beschreibung dieser Relationen, // ja auch in Betreff der Allgemeinheit dieser // Komplikationen und ihrer einzelnen Bestand//teile für das ganze Empfindungsgebiet, wieder // mannigfach auseinandergehen. //
3. ʹ Manche schreiben jedem Empfindungsinhalt // eine Qualität, eine Intensität und eine Räumlichkeit // zu, und dieses bald mit einer Ausdehnung in // zwei, bald in einer mit drei Dimensionen. // Andere leugnen die Räumlichkeit bei einigen // andere wieder bei allen. //
[58015] 13.
Und ebenso gibt es solche, welche die In-//tensität bei einigen in Abrede stellen // wie z. B. Hering bei den Farben.
4.ʹ Danach bliebe nur etwa die Qualität // als für den Empfindungsinhalt allgemein an-//erkannt zurück. // Aber auch dies nicht. // Locke. // Und in neuerer Zeit manche Physio-//logen besondere Empfindungen von Bewegungen. // So vermisst man hier schon bei der all-//gemeinen Charakteristik von Empfindung // jeden einigenden Punkt. //
5.ʹ Danach werden Sie wohl von selbst kaum // erwarten, dass hinsichtlich der spezielleren // Fragen eine volle Harmonie bestehen werde. // und im Gegenteil! // Fragen wir nach den Klassen der Empfindungen // so zählt der eine mehr, der andere weniger // auf und der eine diese, der andere jene. // Auch bedeuten die Klassen bei Verschiedenen // ganz verschiedenes. //
[58016] 14.
So meint Locke die Zusammenfassung der // Farben bedeute nur die gemeinsame Eigen-//heit durch das Sehorgan und dieses allein // vermittelt zu werden: er leugnet die // besondere innere Verwandtschaft der Erscheinungen, // welche andere behaupten und damit aus-//drücken wollen. // Natürlich sind die Klassifikationsprinzipien // selbst dann ganz verschiedene. // Aber auch die, welche z. B. die inner Verwandt-//schaft, die Einheit der Gattung als solches an-//nehmen: halten vielfach nicht fest. // Und so verwirrt sich ihre Klassifikation. // Auch noch gröbere Fehler kommen vor. // So werden Erscheinungen als Qualitäten von Empfindungen mit herein gezogen, // die einem ganz anderen Gebiet angehören. // So Lust und Schmerz neben Farbe und Ton. // Ich selbst werde versuchen durchzu-//führen, dass es allerdings Gattungen und // zwar drei Gattungenvon Empfindungen gibt, //
[58017] 15.
erstens die von Farben, zweitens die von Tonphänomenen; // indem alle übrigen zusammen nur eine dritte // bildet. // Aber ich stehe damit ziemlich allein // und werde auch mit aller Bescheidenheit // die Lehre noch keineswegs als ausge-//machte Theorie vortragen. // Und manchem mag es von vornherein // sehr paradox erscheinen, dass Geruchs-//empfindung mit Geschmacksmpfindung, ja // mit Temparaturempfindung und Be//rührungsemfindung ähnlich zu einer Gattung // gehören sollen, wie die Farbenempfindungen // oder Tonempfindungen zusammengehören. // Jedenfalls mag er hier einen neuen Beleg // für die große Divergenz der Meinungen sehen, // die in der deskriptiven Psychologie überall zu // Tage tritt. //
6.ʹ Indes ergeben sich die eben berührten // Gegensätze der Meinungen hauptsächlich aus Unterschieden der Auffassung, welche den Bereich // der sogenannten niederen Sinne betreffen. // Wie steht es denn bei den höheren, bei // dem Gesichts- und dem Gehörsinn? //
[58018] 16.
Sind hier wenigstens die Psychologen // in der Beschreibung der Inhalte der Em//pfindung einig? // Keineswegs! und es trat die Divergenz // der Ansichten zum Teil schon gelegentlich // in dem was wir sagten, hervor. //
aʹ So erwähnt, dass Streit ob die Farben // Intensität haben. //
bʹ Ebenso, ob sie in der Empfindung Räumlichkeit // zeigen. //
cʹ Nicht bloß Uneinigkeit insofern manche und Viele leugnen, //sondern auch insofern die, welche sie zugestehen // uneinig in den näheren Bestimmungen. // Ob zwei oder drei Dimensionen? // Ob mit gleichbleibender oder wechseln//der Lokalisation (bei Reizung derselben // Nervenendung)? // Wenn zwei und flächenhaft, ob Ebenen? // und in welcher Lage relativ zum Be-//schauer? // Ob identische Flächen bei den zwei Augen? //
[58019] 17.
dʹ Ob mehrere Farben an demselben Ort // zugleich? //
eʹ Verhältnisse der Farben zu einander, // Größe der Abstände? Messungen // z. B. Verhältnis von grün zu blau zu // gelb. // Aber auch Violett zu rot und // blau und von // Orange zu gelb und rot. // Ob Weiß und Schwarz Extreme? // Ob Grau eine Mitte zu allen? // Ob größere Ähnlichkeit nicht [HT25] Schwarz und // Weiß als Rot und Grün? //
 
7.ʹ[9] Ebensolche Divergenzen auf dem Gebiet // der Tonempfindung. //
a.ʹ Auch hier ob die gehörten Töne räumlich // erscheinen oder nicht? //
b.ʹ Und welche Art Räumlichkeit? (Punkte, // Flächen, dreidimensional[HT26] ? // Ob identisch bei den zwei Ohren?[HT27]  //
c.ʹ Einheit oder Vielheit von Tönen im Akkord s. g. Mehrklang?[10] // Klang? Mit Klangfarbe. Einheitliche Intensität? Einheitliche Höhe? // Vokal[HT28] ?
[58020] 18
Lokalisation dabei? // Sukzession? //
d.ʹ Charakter der Tonleiter. Kontinuität?[11] der Steigerung? // Höhe und Qualität. Verhältnis von Grundton zu Oktave? Verwechslungen. Leichtigkeit die Differenz zu erkennen. // Der ganzen Töne? // Verhältnis der Geräusche zu den Klängen? // Und den Tönen der Tonleiter? // (da auch bei ihnen Höhe und Tiefe) // u. s. w. [HT29] // Über alle diese Fragen vielfach sehr // ungenügende Erörterungen und keine // Einigkeit.
8.ʹ Endlich noch die Frage über die Ana//logie oder Nichtanalogie der ver//schiedenen Empfindungsgebiete // des Gesichts, des Gehörs und des oder der anderen, // insbesondere der höheren. // Sie scheinen auffallend gering. // Vielleicht aber sind sie doch größer zu // denken auf Grund einer tiefergehenden // Betrachtung und Vergleichung.[12] // Jedenfalls fehlen auch hier die Unter-//
[58021] 19
suchungen teils noch ganz und gar, // teils werden die Resultate, die einige // mit mehr-minder Wahrschein//lichkeit gewonnen haben wollen, von // anderen ignoriert oder verworfen. //
9. Hier haben wir, wenigstens den Hauptzügen // nach, ein Bild von den Zuständen der des//kriptiven Psychologie, so weit sie // sich mit dem Inhalt der Empfindungen // zu beschäftigen. // Es stimmt zu dem früher Gesagten. // Uneinigkeit in allen Stücken. // Alles unfertig und nichts durch das // Ansehen einer vorherrschenden Überzeugung // gestützt, der man ruhig zu vertrauen // vermöchte. //
10. Wenden wir uns zum zweiten Gebiet, // das wir unterschieden, zu dem der // ursprünglichen Assoziation[MO30] . // Was wir hier finden, stimmt ganz // zu dem, was wir bei der Empfindung ge//funden. //[MO31] 
[58022] 20.
Ja die Tatsache, dass in der deskriptiven // Psychologie unserer Zeit noch schier // alles zu leisten übrig bleibt, springt // hier noch mehr in die Augen. // Da ich von dem Inhalt der Empfindung sprach, // verstanden Sie wohl alle so ziemlich, // was ich meinte: jetzt, wo ich von dem //der ursprünglichen Assoziation spreche, muss ich fürchten, dass schier keiner // meiner Zuhörer weiß, worauf ich // eigentlich ziele. // In der Tat kommt der Ausdruck in // keinem Handbuch oder Lehrbuch der Psycho//logie vor und die damit bezeichnete // Tatsache selbst, wird, scheint mir, in keinem, das // mir untergekommen, in ihrer wahren // Eigenheit gefasst und gedeudet. // Ich selbst habe nie etwas darüber // publiziert, und so wird die Lehre // nur in mündlichem Vortrage auf gewissen // Kathedern, die Schüler von mir inne haben // vertreten. //
[58023] 21
Übrigens ist es leicht sich von der Tat//sache zu überzeugen, wenn man nur // einmal darauf aufmerksam gemacht // wird. // Sie liegt vor, wo immer wir, wie man // im gemeinen Leben wohl unrichtig zu // sagen pflegt, sehen, dass etwas sich // bewegt oder ruht: oder überhaupt eine // Sukzession empfinden. // In wiefern das falsch. // Unrichtige Auffassung als Nachempfindung // etwa mit Abblassung. // Richtige die einer ursprüngliche Assozia//tion einer in gewisser Weise ähnlichen, zeitlich modi//fizierten zu einem präteritum verwandelten[HT32] . // Auch hier also eine Lücke. // Und wenn sie durch Geltendmachen der Tatsache ausgefüllt, so bleibt // doch die Beschreibung mangelhaft in Be//treff der Ausdehnung der Erscheinung, welche messend // bestimmt werden müsste, damit die Deskription befriedigen könne. // Und so viel von diesem zweiten Gebiet, // welches nicht eben reich an neuen Momenten // ist. //
[58024] 22
11. Anderes gilt von dem dritten Gebiet // das wir unterschieden haben[MO33] . // Hier sollte der Inhalt der inneren Wahr//nehmung beschrieben werden.[13] // Hier tritt eine große Fülle neuer Fragen // auf. // Die nach der Mannigfaltigkeit der inten//tionalen Beziehungen, // nach den Grundklassen der psychischen Tätig//keiten und ihren Unterarten und Modi//fikationen. // Ferner die nach ihren konstanten // Verflechtungen // wie z. B. von manchen eine Zweiseitigkeit aller psychischen Phänomene, // von anderen eine konstante Dreifachheit des inneren // Bewusstseins behauptet wurde. // Wiederum die Frage nach der Individualität der psychischen // Tätigkeiten, die wir wahrnehmen // und damit im Zusammenhang die Frage // nach dem Individualisationsprinzip dieser //
[58025] 23
Erscheinungen und die, ob etwas wie ein psychisches Sub//strat in die Erscheinung eingehe. // Endlich gehört auch noch hieher die // Frage nach der Zugehörigkeit all dessen // was von Realität in der inneren Wahrnehmung zu // einem einzigen Realen. //
12. Hier nun, und zwar in allen Stücken // divergieren wieder die Ansichten // in der mannigfachsten Weise, so zwar, // dass noch weniger Aussicht scheint // in naher Zukunft die Widerstreitenden // zu einigen und zu versöhnen. // Sie werden dies nach der Divergenz // die wir hinsichtlich der Empfindungsin//halte gefunden, kaum mehr be//zweifeln: Ich will aber doch auch // hier – und wäre es auch nur um // Ihnen den Überblick über die Fragen // der deskriptiven Psychologie zu vervoll//ständigen – die Gegensätze in einzelnen // der wesentlicheren Punkte noch im Besonderen //
[58026] 24
namhaft machen.
[58027] 24
1. Ob von uns nur Phänomene oder auch Dinge // an sich (Realitäten[HT34]  in direkter Erfahrung // erfasst werden – Kant[MO35] .[14][HT36]  //
2. Welches das allgemein Charakteristische für diese // realen Phänomene gegenüber den Empfingungsin//halten, welche bloße Phänomene. // Ich ein zweifaches. // Erstens keine Ausdehnung, Räumlichkeit. // Zweitens Beziehung zum immanenten Objekt. // Das erste negativ. // Und es setzt, damit es wahre charakteristische // Bedeutung habe, voraus, dass die Empfindungs//inhalte alle räumlich, // was – wie wir schon erwähnten – keines//wegs allgemein zugestanden wird; // vielleicht aber wird dies die Untersuchung // über die Empfindungsinhalte bewähren. // Aber auch dann noch Streit über dieses // Charakteristikon. Denn nicht von allen zu //
[58028] 25
gestanden, dass die psychischen Relaitäten aus//dehnungslos erscheinen, // sei es, dass von allen, sei es dass von einigen // das Gegenteil geltend gemacht wird. // Manche identifizieren das Sehen mit den // Farbenphänomenen in uns, und behaupten // darum das Sehen selbst erscheine ausgedehnt, // meinen aber // wenn die Farbe // erscheine auch // das Sehen und in // gleichem Maße // ausgedehnt. // Dagegen Hinweis // auf das sich Er//innern und wo//ran man sich // erinnert. // Andere endlich wollen hier zwar scheiden, und die geben // zu, dass nur die Farbe nicht das Sehen ausgedehnt erscheine. // Aber in gewissen Fällen meinen sie doch // psychisch lokalisiert und ausgedehnt zu // erfassen, // z. B. Kopfschmerz, Zahnweh etc., das // Verlangen des Hungers, der Zorn u.s.w. // Wir werden dartun müssen, auf was // für Verwechslungen dies beruht.
Das zweite Charakteristikon positiv und // so noch wichtiger. // Aber auch hier keine Einigkeit in der Anerkennnung, //
[58029] 26
insbesondere bezüglich der Gefühle von Vielen mit // Zuversicht das Gegenteil behauptet.[15] // So schon bei der Frage nach dem allgemeinsten // Charakter. //
3. Nicht zu verwundern, dass keine Einigkeit // bei den specielleren Fragen. // Welches sind die Grundklassen der psychischen Reali//täten? // Wenn es wahr ist, dass die Beziehung zu // einem immanenten Objekt das allgemein posi-//tiv Charakterisierende: so werden // die verschiedenen Grundklassen wohl den // tiefgreifendsten Verschiedenheiten in diesen // Beziehungen zu entsprechen haben. // In Wahrheit hat ältere wie neuere // Psychologie, mehr oder minder klar be-//wusst, dies Prinzip der Einteilung maß//gebend gemacht. // Ich selbst kam so dazu drei Grundklassen //
[58030] 27
aufzustellen: // Vorstellen, Urteilen, Gemütstätigkeit [MO37] // Aber ich trat dadurch in Gegensatz zu // allen früher üblichen Einteilungen. // Aristoteles. Wolff. // Kant und A.[?] Lotze. // Nur ganz sporadisch bei Descartes, // J. St. Mill war etwas gesagt worden, // was wie eine Antizipation gelten mochte // Und ich kann mich nicht rühmen mit // meinen Argumenten die neue Lehre zu unbe-//strittener Herrschaft gebracht zu haben // Eine Menge von Kontroverspunkten sind in // die Frage involviert.
Vorstellung – Urteil //
Urteil – Gefühl //
Vorstellung – Gefühl //
Gefühl – Wille //
[HT38] [16]
[58031] 28
So viel Streit und Meinungsverschiedenheit // also schon anläßlich der Frage nach den // Grundklassen. // Freilich meinen manche, sie sei ohne // wahre Bedeutung.[17] // Aber, wer recht überlegt, wird viel//mehr erkennen, dass es sich um eine // Frage von fundamentalem Charakter // handelt, deren Entscheidung Vorbedingung // ist für schier alle weiteren Unter//suchungen.
4. Angenommen es gelänge, sie in dem // von mir angedeuteten Sinn zu ent//scheiden, so folgen eine Menge spezi-//ellerer Untesuchungen, welche sich auf // jede der drei Klassen beziehen. // Vor allem in Betreff des Vorstellens, //
a) ob nicht vielleicht Gegensätze, in der Beziehungs-//weise des Vorstellens zum vorgestellten Objekt // oder wenigstens gewisse Unterschiede der Beziehungs-//weise?[18] //
[58032] 29
b) Ob Intensitätsunterschiede (welche nicht Unter-//schiede der Intensität des Inhalts[HT39] ? // (z. B. Lotze) // Alle die Besonderheiten von klarer-unklarer, deutlicher-//undeutlicher Vorstellung, anschaulicher-unanschaulicher, eigentlicher-//uneigentlicher werden zur Sprache gebracht werden müssen. //
5. Dann in Betreff des Urteilens. //
a) Das Verhältnis der Vorstellung zum Fundament. // Was für Vorstellungen? Mehrere? Relative? //
a) Ob Bejahung und Verneinung, Differenz und // Gegensatz in der Beziehungsweise. // Konträr[?] alle welche Vorstellen. // Konträr[?] insbesondere Hobbes (Affirmation // mit negativem Prädikat).[HT40]  //
b) Ob die Verneinung direkt. // Konträr[?] Lotze: immer indirekt auf eine // Bejahung bezüglich. //
c) Ob die Frage eine dritte koordinierte Klasse // neben Bejahung und Verneinung. // Lotze. // Stellenweise Wundt. //
d) Ob eine Intensität des Urteils // Konträr[?] Newman. //
e) Ob ein Unterschied von Urteilen, inso//fern sie evident und nicht. und worin // besteht. Ob Grade? // Ob ähnliche Intensität[MO41] ? (In vielen Pschologien der Name //
[58033] 30
Evidenz gar nicht genannt, und auch // keiner, der statt seiner fungierte[HT42] . // Hieran speziellere Fragen, // evidente Axione? // Ob evidente synthetische Axiome? // Ob evidente Wahrnehmungen. //
f) Ob alle Urteile einfach bejahend // oder verneinend oder auch eigentümliche // Zusammensetzungen oder Mitteldinge von // teilweise bejahenden-teilweise verneinenden // Urteilen? (nur einseitige Ablösbarkeit[HT43] ) //
g) Noch spezielleres über den Umkreis // der bejahenden wie verneinenden // Urteile, // z. B. ob es wirklich allgemein be-//jahende und partikulär verneindende // gebe. sent. comm. //
h) Weiter ob disjunktive, hypothetische // und kategorische Urteile wesentlich ver-//schiedene Funktionen. Kant und sent. comm. //
[58034] 31
Ebenso wie das existentiale Urteil // zum kategorischen sich verhalte, // und ob vielleicht auch es eine besondere // Funktion? //
i) Ob nicht auch noch andere Besonderheiten // gewisser Urteile bestehen, // z. B. vielleicht die Eigenheit, welche sie als // verursacht charakterisiert, // woran sich dann je nach dem Unterschied // der Ursachen weitere modale Differenzen // knüpfen.[19] //
6. Endlich in Betreff der Gemütstätigkeit. //
a) Über das Verhältnis zu Vorstellung und Urteil // als Fundamenten. //
b) Über den Gegensatz der Beziehungsweise (Liebe und Hass). //
c) Über ein Analogon der Evidenz. //
d) Über Eigentümlichkeiten gewisser Gemüts//tätigkeiten, wodurch sie als verur-//sacht (motiviert erscheinen) // und andere Unterschiede, die damit zu-//
[58035] 32
sammenhängen. //
e) Über den Gemütston, die Besonder-//heit der Gefühle gegenüber anderen // Betätigungen dieser Klasse. //
f) Über die Intensität. Ob alle oder nur // die Affekte (Gefühle). //
Bei allen diesen Untersuchungen teils // Divergenz in den verschiedensten Richtungen, // teils ein Verstummen des Widerspruchs, nur // weil die meisten die Frage noch gar nicht // behandeln oder auch nur ahnen. // Manchmal verlässt einen die Sprache // und man muss zur Bezeichnung wichtiger // charakteristischer Merkmale sich schwer//fälliger Umschreibungen bedienen oder zur // Erfindung neuer Termini greifen. //
7. Also überall die Zeichen der Unfertigkeit // und unvollkommenen Entwicklung. // Und dasselbe zeigt sich, wenn wir die Frage nach den Relationen // und insbesondere die nach den Weisen der Verbindung // von Teilen zu einem Ganzen [MO44] fragen, welche sich // in der so mannigfaltig gegliederten psychischen // Realität vorfinden! //
[58036] 33[20]
8. Oder wenn wir hören, wie gewisse Gesetze // konstanter Verflechtungen aufgestellt werden, // z. B. von Mill ein Gesetz der Duplizität // aller psychischer Phänomene. // Von anderen das Gesetz einer gewissen steten // Dreifachheit des inneren Bewusstseins: // denn sie sind weit entfernt allgemeiner// Anerkennung sich zu erfreuen. //
9. Und so geht es fort, Frage um // Frage bis zum Ende auch dieses Ab-//schnitts. // Bei der Frage nach dem Individualistations//prinzip: // die meisten stumm. // Bei der Frage nach dem psychischen Substrat, // ob es in die Erscheinung tritt, // Uneinigkeit und die meisten negativ. // Ob mit Recht werden wir sehen. // Bei der Frage nach der Einheit der erscheindenden psychischen // Realität ebenfalls keine Einigkeit // erzielt. //
12.[21] Die Fragen nach dem Inhalt der Begriffe, // der sogenannten Phantasievorstellungen, die etwaigen //
[58037] 34
a priorischen Anschauungen (wie // eines unendlichen Raumes von drei Dimensionen // einer unendlichen Zeit von einer Dimension und den // angeborenen Ideen[HT45] , sind ebenfalls // solche, welche die Unvollkommenheit an-//schaulich machen. // Uneinigkeit überall. // Von den einen wird behauptet, was von den andern // als nicht vorhanden geleugnet wird // wie z. B. die unendlichen Anschauungen // oder die allgemeinen Begriffe. // (Viele nur allgemeine Namen.) // Über die Phantasievorstellungen, habe // ich einmal ein besonderes Kolleg gehalten. // Manche der heute Anwesenden dabei, // und sie mögen sich des Wirrwars er-//innern. // Übrigens, wenn die früheren Abschnitte // glücklich bewältigt sind. wird hier // kaum etwas zu tun übrig bleiben. //
13.[22] Das also Zustände auf dem Gebiet der // deskriptiven Psychologie, von welcher man hätte //
[58038] 35
glauben mögen, sie müsse, als die // Wissenschaft von dem unmittelbaren Er-//fahrungsgebiet, am meisten Fertigkeit // und Einigkeit in den Lehren zeigen. //
13 Paradox!
A. 1. Evidenz der inneren Wahrnehmung //
2. Unmittelbarkeit der Erfahrung //
B. relative Vollkommenheit anderer Erfahrungswissen//schaften mit mittelbarer Erfahrung. //
1. größere Schwierigkeit //
2. Abhängigkeit. //
14. Erklärung.[23] //
ad A. // 1. Mit der Wahrnehmung ist es nicht getan. // Beschreibung. // Gebrauch allgemeiner Namen. // Aufstellung allgemeiner Sätze. // Induktion // (vielleicht auch Deduktion). //[HT46] 
2. Wahrnehmung evident, aber darum nicht // klar und deutlich. //[MO47] 
[58039] 36
14. Welche die Erklärung? // Versuchen wir sie Punkt für Punkt! // Der eine Grund der Verwunderung über die // Unvollkommenheit war die Evidenz der inneren // Wahrnehmung, // die Unmittelbarkeit sicherer Erfahrungstatsachen. //
15. An der Evidenz der inneren Wahrnehmung // kein Zweifel. //
16. Die Erklärung kann also nur darin // liegen, dass es sich auch noch um // Anderes handelt. // Und so faktisch. // Es handelt sich um Beschreibung. // Mill sagt in seiner Logik mit Recht, dass // sie noch anderes enthalte. // Und er macht insbesondere geltend, dass // darin Vergleichung; selbst im einfachsten // Fall z. B. das ist rot // laut etc. //[HT48] 
17. Dass wirklich eine solche, erkennt // man leicht bei einer Beschreibung wie //
[58040] 37
sie ein Maler gibt, oder ein anderer, // welcher nachahmend mitteilt z. B. // nachsingt; Stimme, Bewegung imitiert. //
18. Wesentlich Ähnliches scheint aber auch bei // der Beschreibung in Worten. // Die Vorstellungen, welche sie hervorrufen // und welche der Gebrauch daran knüpft mit // dem zu beschreibenden verglichen. // Es ist offenbar, dass hier Gedächtnis // hereinspielt. Und dies nicht unfehlbar. //
19. Freilich möchte einer meinen, ein sehr ein-//faches, vollkommenes; das Sprachliche. //
20. Aber genauer besehen dabei Prozesse, // welche weder von jedem in ihrer Eigenheit ver-//standen werden, noch auch Gefahren // des Irrtums, selbst in elementar ein-//fachen Fälle zu handeln scheint, aus-//schließen. //
21. Es handelt sich hier um das Verhält//nis, in welchem die Vorstellung, welche das Wort // in uns hervorruft zu dem Eindruck //
[58041] 38
steht, den sie wie man sagt repro//duziert, // z. B. bei der Empfindung einer Farbe // wie Rot; eines Tones der Skala u.s.w. //
Verschiedenerlei Meinungen. //
1) Dasselbe Phänomen wiederkehrend, // nur schwächer. // (Dann Vergleich wie bei dem Bilde // welches der Maler gibt.) Der Fall wäre relativ // günstig. Obwohl der Irrtum nicht ausgeschlossen // Aber wie wenn die Intensität beschrieben und verglichen // wird? // Auch scheint Anderes die Quali-//tät ebenso wenig getreu als sub-//jektive Empfindung geweckt werden // zu können als die Intensität. //
2) Unterscheidung von Empfindung und Vor//stelllung im eigentlichen Sinn: denselben Inhalt, aber // eine andere Weise des Besitzes. // Dies ist zunächst etwas unbestimmt // gesprochen. // Was ist mit der „anderen Weise“ gemeint? //
[58042] 39.
Manche wollen sich darüber nicht // näher erklären (Mach, Meynert). // Manche nennen eine geringere Intensität // des Vorstellens (nicht des Inhalts). // Manche nennen einen Unterschied der // Beziehungsweise ( wie er ja noch inner//halb derselben Gattung möglich sei, z. B. // beim Urteil). // Wäre das richtig, so könnte man // daran wohl schon die Besorgnis knüpfen, // dass selbst bei treuer Wiederholung des // Inhalts, vielleicht die geringere Vollkommen-//heit der Intensität oder der Abweichung der // Beziehungsweise den Vergleich erschwerte. // Aber fraglich ob wirklich derselbe Inhalt // in anderer Weise. // Die Schilderung, die manche von den res-//pektabelsten Vertretern geben stimmt // schlecht dazu. // Fechner: farbloses Vorstellen der Farbe // u. s. w. // Ähnlich Lotze: die Vorstellung des hellsten Glanzes // leuchtet nicht, die des stärksten Schalles // klingt nicht; bei alledem aber stellt die Vor-//
[58043] 40.
stellung ganz genau den Glanz, den Klang vor, // den sie nicht wirklich reproduziert. // „Farbloses Vorstellen der Farbe“: danach würde // ja gerade der Inhalt fehlen; // „nicht wirklich reproduziert.“ Was heißt // das? Waren sie wirklich? – nein nur // phänomenal, d. h. als immanente // Objekte in der Weise, in welcher solche beim // Empfinden vorhanden, also als Inhalte. // Somit jetzt auch nicht als immanente // Objekte, nicht als Inhalte. // Also nicht derselbe Inhalt, der nur in // anderer Weise. //
In Wahrheit nach meiner auf wiederholtes // sorgfältiges Studium gegründeten Über-//zeugung keine verschiedenen Weisen des // Vorstellens (auch im weitesten Sinn // des Wortes, wo es die Empfindung mitbegreift). // Anschauliches und unanschauliches, // welches leicht durch Beispiele. // Anschaulich ein weißes Quadrat, // unanschauliche ein rundes Viereck, // ein schwarzer Schimmel // (in derselben Art auch ein weißes regel-//mäßiges Zehneck, ja Dreieck, so dass // von ihm beiderlei, bald die eine bald die andere[HT49] ). //
[58044] 41.
Die eine bringt durch begriffliche Zusammensetzung // die Teile zur Einheit. // Genaueres später. // Dieser Unterschied aber hier nicht an//wendbar, z. B. bei der Vorstellung, die // das Wort Röte aufruft. // Und doch hier schon jener Unterschied // so wie bei komplizierterem. // Daher überhaupt für unsern Fall // nicht die Erklärung. //[MO50] 
3. Da bleibt nun nur noch eine dritte Auf-//fassung,[24] nämlich dass faktisch ein anderer // Inhalt; nur einer der in besonderer Beziehung steht und // darum in gewissem Maße äquivalent // ist. // Verdeutlichung: 6 und 10 mal 3/5. // Verdeutlichung bezüglich einer reproduzierten Intensität wie der des Kanonendonners. // Ein Intensitätsunterschied. Steigerung // in kolossalem Maß. Dazu noch gewisse // Wirkungen, welche bei solcher Steigerung allein // auftreten, in die Vorstellung gerufen. // So eine Produktion einer Art von Äquivalenz //
[58045] 42
einer einst gehörten, // ja zur Konstruktion des Äquivalents // einer noch nie gehörten, // die aber weder anschaulich // noch auch eigentlich. // Dasselbe in Anschauung von Qualitäten // wie Farben[MO51] .[HT52]  //
Kleine Nuancierung zum Rot hin; // Verbindung des Gedankens gewisser Ge//fühlswirkungen (wie ja das Rot aufregender // als andere u. dgl.).[25]
22. Also mit solchen Äquivalenten ope-//rieren wir fort und fort // und wenn wir zum Behuf der Beschreibung // selbst in einfachen Stücken vergleichen, // können wir es meist nur in dieser Weise, // so zu sagen indirekt und mit viel // komplizierterem Vorgange, als man im // ersten Augenblick meinen möchte. // Sicher verliert dabei leicht die Genauig-//keit der Vergleichsbestimmung und es wächst // die Gefahr des Irrtums. //
23. Vielleicht kann aber auch noch Anderes // zur Erklärung gesagt werden. //
[58046] 43.
Der Prozess, welcher bei so einfachen Be-//schreibungen, wie ihn die Benennung mit // einem gebräuchlichen Namen enthält, statt-//findet, braucht gar nicht ein eigentlicher // Vergleich der[26] Fälle früheren Gebrauchs // mit dem vorliegenden Falle zu sein; // ohne darum aufzuhören eine viel ver//wickeltere Sache zu sein als man // glaubt, wenn man meint, dass nichts // als eine einfache Wahnehmung dabei statt//habe. // Der Name ist durch die Gewohnheit eng // assoziiert worden sowohl an der eigentlich darunter // zu begreifenden Anschauung, als auch an // gewisse Zustände, welche für ihr Auftreten // charakteristisch sind, indem sie immer // oder meist sie begleiten. // Tritt nun die Erscheiung mitsamt den // Umständen auf, so assoziieren wir // auch sofort, durch die Gewohnet ge-//drängt, den Namen, ohne irgendwelche // bestimmte Erinnerung an frühere Fälle des Gebrauchs, und Vergleiche mit // ihnen. //
[58047] 44.
Die Beobachtung mag jedem dies bestätigen. Kein Be//wusstsein von Vergleichen. // Danach könnte man die Behauptung von Mill, // dass bei der Bescheibung außer der Wahrnehmung // immer Vergleichung vorliege vielleicht limi//tieren. // Doch bliebe es um nichts weniger wahr, // dass die mehr enthielte als // Wahrnehmung. // Die Gewohnheit assoziiert das gebräuchliche Wort, und wie andere // Umstände, und drängt es uns als das // der Erscheinung zugehörige auf. //
24. Der Unterschied kann erläutert werden // durch einen Vergleich mit einem verwandten // Fall. // Man sagt: das kommt mir bekannt // vor: ohne zu wissen, wo, wann, wie? // Mills Auffassung:[MO53]  besonderes Gesetz der Assoziation // des Gleichen an das Gleiche und Vergleich mit ihm welcher zum Wiedererkennen führt; während // alle weiteren Assoziationen unter-//bleiben. // Faktisch dürfte der Fall ganz anders zu // fassen sein. // Frühere Erfahrungen eines Eindrucks im Zu//sammenhang mit anderen haben manchmal //
[58048] 45
zur Folge, dass diese bei seiner Erneuerung // ganz oder teilweise wiederkehren und // man erinnert sich dann des wo // wann, wie. // Das andere mal[27] aber geht die Nachwirkung // nicht so weit, vielmehr kompliziert // sie sich mit den Wirkungen anderer Momente so, // dass nichts oder wenig den früheren // Nebenumständen Ähnliches wieder zum // Bewusstsein kommt. Aber es bleibt // doch der Umstand, dass die Erscheinung ein-//mal früher erfahren worden von Ein-//fluss auf den Gang der Gedanken und Gemütsbe-//wegungen. Sie verlaufen in Folge // davon in einer für viele Fälle des Bekannten // charakteristisch anderen Weise. // Ein Vergleich mit einem früheren Gleichen findet nicht statt. Aber // die Gesetze der Gewohnheit wirken. // So auch hier. // Womit nicht gesagt, dass nicht auch // jene Prozesse wirklichen Vergleichs oft // bei der Benennung statthaben. //
25. In beiden Fällen aber sieht man, dass // die Tatsache, dass die Wahrnehmung evi-//dent nicht dagegen schützt, dass nicht //
[58049] 46
Irrtümer in die Beschreibung, in die // Angabe, was man wahrnehme, hinein-//fließen. // Ja es wird begreiflich, wie bedeutende // Forscher und treffliche Beobachter in ihren // Behauptungen über das was man wahrnehme auseinander gehen. // Helmholtz und Hering über den // simultanen Kontrast. // Experimente[HT54] [MO55] .[28] //
[58050] 47 und 48.
2. Die Evidenz der inneren Wahrnehmung hütet also // nicht vor falschen Gleichstellungen und Ver-//wechslungen. // Wenn Helmholtz recht hat – konfundieren Hering und Andere in // mächtig verschiedene Erscheinungen indem sie // unbewusst dem Drange gewohnheitsmäßiger Versuchung // erliegen. Wenn Unrecht, so tut er es selbst, indem // er von einem bewussten aber unzureichenden Reflex // sich verleiten läßt[HT56] . //
Was nun in desem Fall, wollen wir // hier nicht entscheiden. // Dass man aber anderwärts tausendfach indirekt // vergleichend durch den Drang der Gewohnheit zu // den gröblichsten Verwechslungen verführt war // ist unleugbar. // Der Paralogismus der Äquivokation. // Die größten Denker müssen auf der Hut // sein. // Nicht bloß Hegel auch Herbart; hundertfach // Kant. Spinoza. Leibniz. Descartes. // Mächtige Anstrengungen, welche Aristoteles macht // die Homonymien verständlich zu machen. // Um was handelt es sich, wenn nicht // wesentlich um eine irrige Beschreibung und Gleich-//
[58051] 49
Stellung von sehr verschiedenen Tatsachen // der inneren Wahrnehmung, welche indirekt, auf // Grund der Bezeichnung mit demselben gleichen Namen // vollzogen wird. // Die Macht des Vorurteils oft so groß, dass // die klare Bezeichnung des Fehlers durch die // Kritik wissenschaftlicher Gegner oft // nicht befreit. // Dabei wissen die Betreffenden gar nichts // davon, dass sie den Vergleich indirekt // machen.
II
Aber wie? Sie wissen nichts davon? // Kann denn eine psychische Tätigkeit von uns // geübt werden ohne dass sie in unsere // innere Wahrnehmung fällt? // Manche haben dies behauptet. Philosophie // des Unbewussten. // Andere und die achtbareren geleugnet. // Aber jene Ansicht nicht in der Art falsch // dass sie nicht doch an eine Wahrheit gerührt //
[58052] 50
hätte (nur die Philosophie des Unbewußten nicht als die erste). // Alles Psychische fällt zwar in die innere // Wahrnehmung. // Aber nicht alles wird darum bemerkt. // Es wird implizite, aber nicht explizite // vorgestellt und wahrgenommen. // Erläuterung. // Distinktes Vorstellen und sich beschäftigen. // Nicht zweites, losgelöstes; aber in mancher Betracht so // gut wie ein losgelöstes dienend als Basis // besonderer Urteile, Gemütsbewegungen. // (Ermöglichung von begrifflichen Einheiten ohne // anschauliche Einheit.) // Doch Genaueres später. //[HT57] [MO58] 
Ein anderes Mal indistinkt. // Hier nur so viel um verständlich zu // machen, um was es sich handelt, // und zu überzeugen, dass wirklich eine solche // Tatsache vorkommt, aber nicht mit der // Wahrnehmung gegeben ist. // Beispiel: einen kleinen Fleck wie eine Lerche nicht // bemerkt aber gesehen. //
Notabene. Auch als Teil des Empfindungsinhalts, Gegen//stand der inneren Wahrnehmung nicht bemerkt //
[58053] 51
Dieser Umstand nun ein zweiter Grund // der möglichen Unvollkommenheit der deskriptiven Psycho//logie trotz der Evidenz der inneren Wahr-//nehmung. // Denn zur Beschreibung genügt offenbar // nicht dass implizit wahrgenommen, es muss // bemerkt sein[MO59] . // Dies aber nur unter gewissen Bedingungen; (= Aufmerksamkeit; ein etwas unsicher umgrenzter Begriff.) in gewissen Fällen schwer oder // sogar gar nicht erreichbar. //
1. gewisse Teile (logische, metaphysische) // nur, wenn bald gegeben bald nicht, // oder bald mit dieser bald mit jener // Differenz verbunden. // Zum Beispiel Farbe und blau in besonderem // Unterschied bemerkt[HT60] , wenn blau // die einzige Farbe. // Ebenso die Intensität der Töne nicht, // wenn alle gleich laut. Nicht bloß // die Gattung und die Differenz der bestehenden // Intensität, sondern auch die Intensität //
[58054] 52
im Unterschied von den Qualitäten wird gar //nicht bemerkt werden. // Blick auf Herings Meinung von den Farben. // Wenn wirklich unbemerkt: würde [?] // nur zu folgern sein, dass entweder erstens, wirklich // nicht vorhanden oder zweitens, zwar vor-//handen aber vollkommen oder nahezu konstant. // Und die letztere Annahme wäre dann // die ungleich wahrscheinlichere.[HT61]  //
2. Noch eine andere Klasse von Fällen völliger Unmerk//lichkeit eines wahrgenommenen Teils (qualitative Unmerklichkeit // eben daran gerührt, indem gesagt „nahezu“[HT62] ): [MO63] //
a) Kleinheit der räumlichen Ausdehnung nach // Humes Skrupel. //
b) Kürze der Zeit (wenigstens praktisch so gut // wie unmöglich; wenn es auch theoretisch // möglich; Gott könnte einen Menschen im Zu-//stand der Aufmerksamkeit auf einen gewissen // Teil oder Zug schaffen[HT64] . Auch ist immer // der Gesamtgegenstand der Wahrnehmung sozusagen distinkt //
[58055] 53
Wahrgenommen, d. i. bemerkt vom ersten // Moment an[HT65] . //
c) Sehr schwacher Grad von Intensität. //
d) Sehr schwacher Grad von jener qualitativen Besonderheit, welche man einen „Stich ins Rote“ // u. s. w. nennt.[29] Analoges wohl bei allen // Empfindungskriesen (wie wenn ein sehr schwacher Oberton den Klang unmerklich änderte). //
e) sehr kleine Unterschiede in räumlicher, // zeitlicher Größe, Abstände der Intensität // und der Grade des Stiches ins Rote Höhe Helligkeit u. // s. w. // „Schwellen“.[30] //
[58056] 54.
3. Noch andere Fälle[MO66] , wo // das Bemerken teils unmöglich ge-//macht, teils erschwert. // Dahin gehören Fälle, wo eine Vielheit // von Differenzen in verschiedenen Be-//ziehungen zusammentreffen. // Dass zwischen dem, was durch viele Differenzen // von einem anderen verschieden ist, wirklich // ein Unterschied besteht, wird zwar // allerdings leichter erkannt, als // wenn nur eine vorhanden wäre; // namentlich, wenn keine an und für // sich sehr bedeutend. // Verschleierung. // Also z. B. Stärke und Höhe und Quali-//tät (Klangfarbe). // Aber das Worin ein Unterschied // zwischen ihnen besteht weniger. // Namentlich wenn außer ihm andere // Punkte, worin sehr bedeutende Unter//schiede, // z. B. Intensitätsunterschied bei verschieden //
[58057] 55
Hohen Tönen. // Höhe bei Tönen verschiedener Klangfarbe // (oft um zwei Oktaven geirrt). // Helligkeit bei verschiedenen Farben, // z. B. welches Grau so hell wie reines // Rot? reines Gelb? // (Hering konnte eine Zeit lang glauben // alle Helligkeit sei Einmischung von Weiß, // kam aber davon zurück.) // Intensität verschiedenartiger Gerüche, // Geschmäcker. // Intensität von Wärme und Kälte, Temperatur und Berührung // und Geschmack und Ton. // Streit ob Intensitäten bei ver-//schiedenen Qualitätskreisen, // ja bei verschiedenen Spezies von Quali-//tät überhaupt gleich sein könnten // oder so wenig wie Größe von Zeit und // Raum. // Fick ja – Sigmuns Exner nein; nein. // Andere mittlerer Meinung. //
[58058] 56
Gewiss Zeichen der Größe der Schwierig-//keit, welche aus solchen Umstande für // das Bemerken entspringt. // Die Schwelle jedenfalls beträchtlich // höher.[31] //
Notabene. Zu den verschleiernden Bedingungen // können auch begleitende Gefühle // und Mitempfindungen gehören. //
4. Ein anderer Fall besonderer Schwierigkeit, // welcher hervorgehoben zu werden // verdient ist folgender.
Wir haben mehrere Phänomene // derselben Gattung und bemerken einen Unterschied zwischen den // ersten und zweiten und zwischen dem zweiten und dritten; // zwischen diesen Unterschieden nun besteht // selbst wieder ein Verhältnis der Überein//stimmung oder des Unterschieds. // Und auch dies kann oft be-//merkt werden und wird bemerkt. // Aber meist viel schwieriger. //
[58059] 57.
Zum Beispiel ob Tonhöhedifferenzen von einem dritten // mittleren Ton übereinstimmen oder ver//schieden sind. // Noch mehr ob bei vier Tönen Differenzen zwischen // je einem und dem anderen Paar. // cf. Stumpf. // Ähnliches auf allen Gebieten. // In manchen Fällen könnte das // nun einfach die Folge davon sein, dass // obwohl die ersten Fundamente alle sehr // verschieden, die Verhältnisse // wenig verschieden, so dass der Unter-//schied unter der Schwelle. // Aber in anderen genügt es nicht. // Vielmehr scheint es Folge der notwendig // größeren Komplikation; eine gewisse Zerteilung // der Aufmarksamkeit, welche das Bemerken // erschwert. //
[58060] 58.
5. Wieder ein Fall, wo das Bemerken // oft außerordentlich erschwert, ja geradezu // unmöglich gemacht wird, ist der der // Absorption der Aufmerksamkeit durch // etwas anderes. // Jeder weiß, dass oft ein Gegenstand // wie man sagt die Aufmerksamkeit von // einem anderen abzieht, so dass von ihm // wenig oder nichts bemerkt wird. // Mit Gewalt wendet man dann wohl // einmal wieder die Aufmerksamkeit // zu ihm zurück; wendet sie aber // eben damit von jenem ab. // Ihrer Natur nach sind sie von der // Art, dass man gar nicht oder doch nur sehr unvollkommen auf beide // zugleich aufmerksam sein kann. // Ein solches Verhältnis der Inkompa-//tibilität der Aufmerksamkeit kann nun // auch zwischen Phänomenen bestehen, welche //
[58061] 59
gleichzeitig auftreten, und deren // eines von der Art ist, dass es // das Interesse mehr auf sich zieht. // In Folge davon wird nun das andere // oft gar nicht bemerkt, und kann // auch oft gar nicht bemerkt werden, // trotz aller Mühe, die man sich // gibt (indem man durch Schlüsse // dazu geführt wurde, seine // Existenz zu vermuten) bemerkt werden. // Der blinde Fleck von Mariotte nicht // bemerkt worden. //
6. Manchmal mag der Umstand, dass // der eine mehr als der andere das Interesse // auf sich zieht, von Natur gegeben // sein; manchmal mag es auch aus der // Gewohnheit entspringen. // Bei einem Musiker werden interessante // Töne, bei einem Maler Farben die // Aufmerksamkeit mehr[32] absorbieren. //
[58062] 60
Gewohnheitsmäßige Vernach-//lässigung des Bemerkens eines // gewissen Phänomnes kann es, wie // viele berühmte Psychologen und // Physiologen lehren ganz und gar // unmerklich machen. // Helmholtz von den Lokalzeichen. // Merkwürdig, dass sie doch zugleich // als Zeichen maßgebend werden sollen. Aber dies Paradoxon wenigstens kein Grund der Verwerfung[HT67] . [MO68] // Wenn nicht dieser, andere Fälle // sicher, wo Zeichen, welche uns sehr // Interessantes kund tun, während // sie an und für sich wenig Anziehendes // haben, unbemerkt bleiben, und doch // die betreffende Belehrung geben, // z. B. Empfindungen, welche uns über die Lage unserer Glieder belehren. – // Selbst unter den Forschern Streitigkeiten // und Experimente (wie Enthäutung), um // indirekt Kenntnis zu gewinnen. //
[58063] 61.
Natur und Gewohnheit wirken oft // zusammen: und wer möchte leugnen, // dass sie es zu einer völlig unbesieglichen // Schwierigkeit des Bemerkens bringen können? //
7. Ein anderes häufiges Hindernis des Bemerkens // ist das Vorurteil, dass etwas nicht // vorhanden. // Beim Schwarz, dass keine Empfindung [MO69] // (weil kein Erreger); // bei dem blinden Fleck, wo manche // Forscher dahin gelangt sein wollten // sozusagen wahrzunehmen, dass eine Lücke. // Also zu erkennen, dass sie dort // nichts empfinden. // Auch solche, welche Schwarz für positiv // halten: So wenig mit Schwarz // ausgefüllt als das Gesichtsbild // von Außen schwarz umrahmt. // Aber nachweisbar unmöglich. // Ausfüllung durch das Schwarz des //
[58064] 62
anderen Auges. //
Also nur nicht bemerkt. // Und warum? Wohl wesentlich ge-//hindert durch das Vorurteil. // Um es zu brechen griff ich zum Mittel des negativen Nachbilds // im geschlossenen Auge; z. B. // Rot durch längere grüne Reizung // der Füllung erschien nun rot, und // wurde leichter bemerkt. // Und nun, nach aufgegebenen // Vorurteil, auch das Schwarz[HT70] . // Sehr häufig ist folgender Fall von gröblichem // Nichtbemerken in Folge von Vorur//teilen, dass es nicht vorhanden. // Mit einem Namen ist[33] eine sehr kom//plizierte Vorstellung verknüft, welche // aber als Äquivalent eine einfache // vertritt. Man meint nun die Vor-//stellung selbst müsse einfach sein // und bemerkt nichts von ihrer Kom-//
[58065] 63
plikation. // So bei Rot, Grün etc. // Bei Gott (wo manche meinten // ein einfacher Begriff, weil Vorstellung // eines einfachen Wesens. Aber nur ein // uneigentlicher, dem eigentlichen äquivalent[HT71] [HT72] . Vorurteile über die Natur der Urteile auf Grund // des sprachlichen Ausdrucks[HT73] .[34]
8. Wir haben gesehen, wie es Fälle gibt, // wo die Gewohnheit die Schwierigkeit des Bemerkens steigert. // Es gibt andere, wo die Neuheit besondere // Schwierigkeiten mit sich bringt. // In der Neuheit besonderer Reiz. // Etwas, was von Natur besonders die Auf//merksamkeit absorbiert: tut es // darum oft beosnders stark beim Reiz // der Neuheit. // Erst beim öfteren Erfahren ge//lingt es das dadurch Verdunkelte // zu entdecken. Das Bemerken // macht Fortschritte und erfasst die // unbedeutenderen Momente.
[58066] 64.
8.ʹ Insbesondere fehlt bei der Neuheit // auch die Übung des Bemerkens. // Und es ist entschieden, dass durch // sie die Fähigkeit wächst. // Webersche Versuche. // Dasselbe Individuum andere Resul//tate bei häufiger Wiederholung (Notabene // gerade dieser Spezialität) und be//merkt Unterschiede, die ihm früher // unmerklich. //
9. Eine andere Erschwerung liegt in der // Ermüdung. // (Man könnte daraus schließen, dass // Ermüdungsphänomene besonders schwer zu // studieren.) //
10. Ähnliches gilt gewiss von Stimmungen der Leiden//schaft, welche mit analysierender Beo//bachtung unverträglich. // Zum Beispiel Zorn. (Studium im Ge//dächtnis; aber umso weniger ein // Ersatz für das analysierende Bemerken in der Gegenwart, // als da, wo nicht bemerkt wird, schlechter //
[58067] 65
behalten[HT74] . // So wohl auch noch anderes! //
——--
An alles das knüpfen sich nicht // bloß Mängel der deskriptiven Psychologie // insofern Lücken, // sondern auch Gefahren von Irrtümern, // insofern man sich oft verführen lässt // das Nichtbemerkte zu leugnen. //
α) Wir sahen Hume bei den kleinen // Teilen der Ausdehnung. //
β) Wir sahen bei Schwarz // bei der Füllung des blinden Flecks. //
γ) Wir fanden tausendfach, dass man // für gleich erklärt (und verwechselt), wo // ein Unterschied nicht bemerkt (ob//wohl er nichts weniger als unmerklich // klein, // z. B. äquivalente Vorstellungen der Empfindungs//inhalte). //
δ) Oft leugnet man, dass nur indirekt // verglichen, weil von dem Vermmittelnden //
[58068] 66
das Bewusstsein nichts bemerkt. // Und in Folge davon eine Zuversicht, // wie sie sonst nicht bestehen würde. //
ε) Besonders häufig sind Fälle, wo man // Phänomene für gleich hält, während // sie sehr ungleich und nur einander // äquivalente Zeichen für ein und // dasselbe dritte sind, das vorzüglich // interessiert. // Zum Beispiel Beschauung eines Gegenstandes bei // schräger Haltung des Kopfes. // Die Vertikallinien scheinen noch // vertikal, die Horizontallinien hori-//zontal gesehen zu werden; das Gesichts//bild unverändert; // während doch beträchtlich anders; aber // zusätzlich[35] gewisse Muskelempfindungen (oder was // sonst noch dazu kommen möge) ein äqui//valentes Zeichen für die Lage des Objekts. // Oder Berührung der Stirne mit der // Hand. Vermeintlich erscheinen Finger-//
[58069] 67
spitze und Hand mit derselben örtlichen // Bestimmtheit. // Vielleicht aber richtiger, dass es // verschiedene Eindrücke wie wenn // die Hand weit weggestreckt und // Stirn und Fingerspitze gedrückt // werden, aber jedesmal zusätzlich[36] ganz andere // Empfindungen. Und plus[37] den einen // äquivalente Zeichen für die objek//tive Lokalisation. //
Wiederum vermeintlich: an zwei zu//sammengepressten Fingerspitzen eine // nahezu unterschiedslose Empfindung // zu haben. // Ersterer Eindruck, // weil zwei auf einen Gegenstand weisende. // Dies gewohnheitsmäßig. // Experiment des Aristoteles mit den // Kügelchen. // Mögliche Umgewöhnung bei langgekreuzten // Fingern. Die Täuschung gehoben. //
[58070] 68.
Notabene. In allen solchen Fällen verknüpft // sich mit einem für Gleichhalten von // Ungleichem leicht ein Verschieden//halten von Gleichem. // Zum Beispiel vom Eindruck des schräggestellten Bildes // oder vom Eindruck der gepressten gleichen Finger//spitze, wenn an verschiedenen Orten. // (Hat man doch manchmal gesagt, der // Nerv empfinde immer den Ort des // peripheren Endes: also sehr ver//schiedene Empfindungen, je nach der Stellung.)
[58071] B Anderer Irrtum: Was man bemerkt // sobald man aufmerksam, sei un//abhängig von der Aufmerksamkeit vorhanden // und // was verschwindet, so oft man aufmerk//sam, sei nicht da. //
ad 1. z. B. konkretes Dreick beim Denken des // Begriffs. // Vielleicht auch Töne beim Ana//lysierenn des Akkords, der Klangfarbe. //
ad 2. Z. B. Vielheit der konkreten Bilder, welche die // Fundamente des Dreiecksbegriffs gewesen. //
[58070] 68.
Notabene. Noch ein Nachteil knüpft sich, dass // wie wir ausführten, nicht alles was in die // innere Wahrnehmung fällt, deshalb auch // schon bemerkt wird. // Wäre jenes; so alles zugleich. // Nun aber – bei der hohen Verwicklung, reichen // Mannigfaltigkeit nur eines nach dem andern. // Unmöglichkeit eine Aufmerksamkeit auf alles. // Somit Durchmusterung. Stück für Stück. // Sammlung des Gefundenen im Gedächtnis und // induktive Konstatierung der Vollständigkeit. // Es ist klar, dass hier ein Irrtum, man habe // bereits die erschöpfende Analyse nicht ausgeschlossen.[38] //
[58072] 69.
Zwei Gründe kennen gelernt, welche die des//kriptive Psychologie schwierig machen. //
1) Die Versuchungen der Verwechslung und Konfusion // sehr verschiedener Erscheinungen //
2) Das Nichtbemerken // (welches auch besonders beiträgt, jene Versuchungen // zu steigern und zu mehren) //
Es kommt dazu ein dritter, welcher sich an // die Aufgabe knüpft Messbestimmungen // zu geben. // Wie unvollkommen wäre die leibliche Anatomie // ohne sie! // Ähnliches nun von der deskriptiven Psychologie, welche sozusagen die Anatomie der Seele. // Doch gibt es hier wirklich etwas zu Messen//des? Eine Größe? // Vorstellung, Urteil, Wille – alles – // wie wir sagten erscheint ausdehnungslos. //
[58073] 70.
Antwort. //[MO75] 
1. die phänomenalen räumlichen Ausdehnungen der Inhalte der Em//pfindungen. //
2. die Ausdehnung der Zeit bei der ursprünglichen // Assoziation. //
3. aber auch bei Intensitäten, // qualitativen Valenzen, nach Maßbestimmung // Bedürfnis. //
Frage nach der Berechtigung des Ausdrucks // intensive Größe „Grad“ (Kant)[39] // und Ähnliches bei den Valenzen. //
Die Sache muss sich erledigen, wenn man // sich den Charakter der Erscheinungen klar macht // und sich vor Wortstreitereien hütet. // Größen sind bei den Intensitäten jeden//falls die Differenzen. Sie sind Abstände gleiche Teile enthaltend. // Und zwar stetige Größen. // Die Intensitäten selbst tun dies nicht eigentlich. // Sie mögen aber in einem übertragenen Sinne[40] // Größen genannt werden in Relation zu //
[58074] 71.
den Größen ihrer Abstände vom Null//punkt der Entwicklung beim Neuentstehen. // Messen zur Vollendung der deskriptiven Psychologie gefordert.[41] // (Ähnliches bei // den Abständen der // Qualitäten und // ihnen selbst // und ihren Va-//lenzen.) //
Nicht zwar, weil es ihre Sache wäre // die jeweiligen wechselnden Intensitäten zu messen. // (Die mag für die genetische Psychologie not-//wendig sein, um ein Resultat vorauszu//sagen: das je anders sein wird bei anderen // Kraftverhältnissen. Den deskriptiven Psychologen // geht’s nicht an[HT76] .
Dagegen 1) die oberen Grenzen der Intensität //
2) die untere, wenn eine solche (ja // wenn sie bei irgend einer Gattung vielleicht // mit der oberen zusammenfiele, wie // wenn bei den Farben). //
3) die Abstände der Tonqualitäten[42] // die einfachen Farbenqualitäten (welche // typische Punkte // und dergleichen[HT77] . //
[58075] 72.
Hier nun mächtige ja – in gewissem Sinn // wohl unleugbar – unbesiegliche //
Schwierigkeiten. //
Um uns das klar zu machen, ist es // wohl gut zunächst einen Blick auf die // Frage zu werfen, wie wir von den Größen//verhältnissen der äußeren, sozusagen physi-//kalischen Welt Kenntnis zu gewinnen. //
1. Es gibt hier eine Schätzung nach dem sogenannten // Augenmaß. // (Man könnte in Analogie auch von // einem Hautmaß sprechen, dessen sich // auch eine Blinder bedinen mag, dem // jenes fehlt[HT78] . // Dieses Augenmaß ist bei manchen // sehr ausgebildet und führt dann oft in raschester // Weise zu einem mit voller Überzeugung // ausgesprochenen und ziemlich genau // bestimmenden Urteil, welches die nachfolgende Prüfung auf anderem //
[58076] 73
Wege bewährt. //
Damit es aber zu solcher Vollkommenheit // gelange befard es vieler Übung. // Es ist ein Produkt der Gewohneit. // Und diese Gewohnheit, um möglich // zu werden, verlangt offenbar ein // jeweiliges Konstatieren des Größen//verhältnissen auf anderem Wege. // Auch ist das Urteil aus Gewohnheits-//drang in sich blind. Es bedarf // damit ein Vertrauen darauf ein be-//rechtigtes sei einer [HT79] Kontrolle; die wir // auf anderem Wege vollzogen haben // müssen.[43] //
2. Auf welchem? //
Es gibt eine Schätzung, welche kein blindes // gewohnheitsmäßiges Urteil, sondern // ein vernünftiges Berechnen, ein förm-//liches Schließen ist. // Zum Beispiel aus Farbe, Gestalt schließe ich, dass //
[58077] 74
dies ferner und größer, jenes näher // und kleiner und dergleichen. Offenbar hier wie dort nur auf // Grund anderweitiger Erfahrungen. //
3. Auf welchem Wege diese? //
Wir messen durch Aufeinanderlegen // von Körpern, so dass wir Linien und Winkel // wie wir sagen, zur Deckung bringen // direkt oder indirekt durch Übertragung // desselben festen Maßstabes von dem // einen auf den andern. Das ist im Wesentlichen, was wir // tun, indem wir einen Weg // abschreiten Fuß für Fuß oder Schritt // für Schritt, mit gleichmäßig für // ihn festgehaltenem Werte. Darauf gestützt deduzieren wir // dann weitere Maßverhältnisse, // welche nicht eine solche direkte Messung // gestatten würden. // Selbst die astronomischen. //
[58078] 75
4. Wir kennen die ganze Verwicklung // der Methoden. // Ein staunenswertes Gebäude. // Aber jenes übertragen und zur // Deckung bringen bleibt doch die // unentbehrliche Voraussetzung. // In den Postulaten, welche der Geometer // macht, ist die Forderung solcher // fester, übertragbarer Maßstäbe // involviert. // Wenn er von uns verlangt, einen Zirkel // zu beschreiben, so verlangt er die // Bewegung einer Linie von unveränderten // Größenverhältnissen um einen Punkt // der Ebene. Und man hört von Seite // vorzüglicher Forscher die Behautung, die Wahrheit der Geometrie // hänge von diesen Postulaten ebenso // ab, wie gewöhnlich allein von den sogenannten Axiomen.[44] //
5. Helmholtz interessante Abhandlung // Über die Axiome der Geometrie. //
[58079] 76.
Er nimmt darin Stellung zu der // Frageüber die Erkenntnisprinzipien // dieser Wissenschaft. Drei Ansichten streiten hier heute // miteinander: //
a) die alte Ansicht: a priori; ana-//lytisch //
b) Kants Lehre: a priori; synthetisch //
c) empiristische Ansicht: a posteriori; eine Naturwissenschaft wie andere. //
Helmholtz tritt auf als Verfechter // der letzten. // Die wichtigsten sogenannten Axiome, wie z. B. // der Parallelensatz des Euklid // und der Satz: Zwischen zwei Punkten nur eine Gerade // nur empirisch erweisbar. // Von vornherein sei ebenso denkbar, // dass Gerade unter den von Euklid // behaupteten Bedingungen sich nicht // schnitten und //
[58080] 77
dass mehrere Gerade zwischen zwei Punkten. //
Im Zusammenhang damit: // dass ein Dreieck eine kleinere oder größere Winkelsumme // als 2 R // (untereuklidische – übereuklidische // Geometrie). // Es hänge dies nämlich nur davon ab, // ob unser dreidimensionaler Raum ein ebener oder krummer ( und wenn // krumm ein sphärischer // (wo das Krümmungsmaß positiv) oder // pseudosphärischer (wo das Krümmungs-//maß negativ) sei[HT80] ; was man von // vornherein nicht wissen könne. //
6. Kurze Erläuterung. //
Zeitliche und räumliche Kontinua. 1, 3 Di//mensionen Begriff eines Kontinuums von n Di-//mensionen. // Verdeutlichung durch Mischungen von A, B // C (vielleicht auch noch D, E u. s. f.// in allen möglichen Verhältnissen).[45] //
[58081] 78
Auch der Begriff: ebener und krummer // Raum nunmehr leicht zu verdeutlichen. // Kugelfläche im Raum eine krumme // Fläche von zwei Dimensionen. //
Analogon der Grenze der Kugel mit dem // Radius ab in dem Farbenkontinuum // welches alle Mischungen von Rot, Blau, // Schwarz und Weiß.[46] Denken wir nun diese seien wirklich, // so bildete die Gesamtheit der wirklichen // Farben was die Mathematiker nennen ein zweidimensionales Kon-//tinuum. // Denken wir noch eine fünfte Farbe // dabei z. B. Gelb, so würden die // Mathematiker die sämtlichen denkbaren Mischungen // als ein Kontinuum von vier Diemn//sionen bezeichnen.[47] // Wenn von ihm nur ein Teil // wirklich wäre, welcher sich zu dem Ganzen // verhielte wie zuvor die Kugelfläche zu dem Kon-//
[58082] 79
tinuum sämtlicher Mischungen von drei // Fareben: so wäre dies ein krummes // dreidimensionales Kontinuum // und zwar ein sphärisches. //[HT81] 
Lectio //
7. Aus diesem Grunde also erklärt Helm//holtz die Geometrie für eine empirische // Wissenschaft. // Schließlich macht er aber auch noch folgendes // geltend: Auch das sagt er be-//weise, dass die Geometrie eine empirische // Basis habe, dass die geometrischen Axiome // nicht über Verhältnisse des Raumes // allein, sondern gleichzeitig auch über // das mechanische Verhalten unserer festesten // Körper bei Bewegungen sprechen. // Warum dies? – Weil sonst kein // Messen. // S. 48. f. //
8. Ich bin mit dem, was Helmholtz // uns in der Abhandlung lehrt in // wesentlichen Stücken nicht einverstanden //
[58083] 80.
1) Unrichtig ist, dass unabhängig // von der Erfahrung ein vernünftiger Zweifel // darüber obwalten könne, ob die Eu-//klidische oder unter- oder übereu-//klidische Geometrie und ihre // betreffenden (unterscheidenden) Axiome // richtig sind. // Wenn man näher zusieht, er-//reicht Helmholtz den Schein nur // durch eine Fälschung des Begriffs der // Geraden. // (NB. eine Inkonsequenz, dass dann // noch von einem „krummen“ Raume // gesprochen; in Relation zu einem // ebenen im herkömmlichen Sinne // des Wortes.) //
2) Und unrichtig ist es weiter noch, // wenn Helmholtz meint[48], dass die //
[58084] 81.
die Wahrheit irgend eines Teils der reinen // Matematik von dem mechaischen Ver-//halten unserer festesten Körper // bei Bewegungen abhänge.// Diese Festigkeit besteht nnur annäherungs//weise, wie Helmholtz selbst zugibt. // Aber die Sätze der reinen Mathematik // sind darum nicht bloß „annähernd“ // wahr, sie sind es vollkommen; und // wären es auch noch, wenn die wirklichen // Körper noch weiter von dem Ideal der // Festigkeit abständen, ja wenn // die ganze Körperwelt aufhörte zu // existieren. // Die Wahrheiten der reinen Mathema-//tik beständen auch dann noch; // nur wären sie ohne Anwendbarkeit // auf ein in Wirklichkeit bestehenden Raum und //
[58085] 82
seine Gebilde. Dies letztere ist aber etwas, was auch // die alte Ansicht, wonach die Geometrie // und die gesamte Mathhematik eine analytische // Wissenschaft a priori, nicht ge-//leugnet hat. //
Stzen wir aber den Fall, es be-//stände eine Körperwelt wie die, in welcher // wir leben, nur ohne jene Festigkeit // welche Helmholtz zur Gültigkeit der // geometrischen Sätze für sie fordert: // so wird dies nach der richtigeren // alten Ansicht vielmehr dahin // zu berichtigen sein, dass die Sätze // der Geometrie, wie überhaupt ihre // Gültigkeit eine ewige ist, notwendig auch für eine durchaus flüssige oder gas-//förmige Körperwelt Wahrheit // haben werden; dass aber wir aller-//dings nicht im Stande sein würden //
[58086] 83
auf eine solche wirkliche Welt von diesen // geometrischen Wahrheiten, und wenn wir // sie aufs Vollkommenste inne hätten, // irgendwelche Anwendung zu machen. // Eben wegen der Unmöglichkeit der direkten // Bestimmung irgendwelchen faktischen[49] Größen//verhältnisses. // (Es wäre wie bei einemm Stern jenseits // unseres Erfahrungskreises. // Kein Zweifel, dass auch dort unsere //allgemeinen geometrischen Sätze gelten. // Aber ebenso zweifellos, dass die // uns kein Mittel werden dortige faktische // Gößen[verhältnisse] zu ermessen[HT82] . //
9. Es sind dies zwei starke Emendationen. // Aber sie genügen auch vollständig, um // die Ansicht von Helmholtz und jener anderen // Modernen auf die alte, richtige An-//
[58087] 84
schauung zurückzuführen.
10. So stehen sie ihr doch weit näher // als die Kantische mit ihren synthetischen // Sätzen a priori, welche ganz heillos. Recht bezeichnend sind hierfür auch // Helmholtz eigene Worte am Schlusse. // S. 49.f.
11. Formulieren[50] wir die kargen Ergebnisse, welche // für uns hier allein in Betracht // kommen:
a) Helmholtz hat Unrecht, wenn er die // die Außenwelt betreffenden Lehrsätze // der Geometrie von der Erfüllung gewisser empirischer // Bedingungen abhängigi macht; // recht aber, wenn er lehrt, dass ohne // ein messendes Anlegen und Übertragen von festen // Maßstäben die Größenverhältnisse // der physischen Welt nicht für uns zu // erforschen sein würden. //
[58088] 85
b) Dem entsprechend werden wir bezüglich // der Größenverhältnisse der inneren, psychischen // Welt sagen müssen: // Wir dürfen keine Besorgnis hegen, es // möchten etwa die geometrischen Wahrheiten // und überhaupt irgendwelche Wahrheiten der // reinen Mathematik auf dem psychischen // Gebiet keine Geltung haben, und darum // diese für uns keine Erforschung nach den // Grundsätzen unserer Mmathemmatik // gestatten. // Dies ist von vornherein ausgeschlossen, // denn die Evidenz der Mathematik ist // a priori. //
Dagegen kann immer noch fraglich er-//scheinen, ob diese Sätze wirklich uns // dienen werden. 7 Die Analogie mitt der physischen Welt, weist // darauf hin, dass die Anwendbarkeit der //
[58089] 86
Mathematik auch hier besonndere Be//dingungen erheischen wird, von denen // es sich fragt, ob sie erfüllbar // sein werden. // Es handelt sich um die Möglichkeit gewisse // Daten über faktische Größenverhältnisse durch empirische Schätzung oder // Messung zu gewinnen. //
Extensive Größen? //
Intensive (Größen) NB die Abstände //
Qualitative Abstände //
[MO83] Helligkeiten und Valenzen //
——–
Schätzung. Plateau u. A. //
Voraussetzung, dass wie wo Inkonstanz // keine Zuverlässigkeit, // wo Konstanz Zuverlässigkeit. //
? //
Hinweis auf die Oktaven //
Hinweis auf den Gefühlsanteil bei // roter Valenz //
Hinweis auf die Überschätzung kleiner // Winkel. //
[HT84] [58090] 87
Überblicken wir nochmals das Gebiet.
I. Man schied in zwei Klassen // extensive – intensive (Grade) // Mangelhaft. //
a) Wohin die Höhe (Helligkeit)? Zu // den Graden? // Aber keine Intensität // kein Nullpunkt als tiefste Tiefe. // Es scheint beiderseits Denkbarkeit // einer unendlichen Fortsetzung. //
b) Wohin die qualitativen Größen? // Ein Orange mehr rot, das andere // mehr gelb, // das reine Rot mehr als sie // alle. // Zu den Graden? // Aber keine Intensität. // Und bezüglich des Nullpunkts die // Sache offenbar anders als bei // der Internsität. Doppelter Null-//punkt. //
[58091] 88
Und ihm gegenüberstehend ein unbedingtes Maxi-//mum, Plenum: welchem nur etwa // eine ähnliche [?] Intensität an die Seite zu // setzen wäre.
c) Auch darum die Einteilung verwerflich // weil, genau genommen, es sich bei // allen um extensive Größen // handelt. // Denn die eigentlichen Größen der Abstände, // welche hier stetige Größen, Längen, // ganz so wie zeitliche und räumliche // zwischen zwei Punkten. // Die Intensitäten etc. selbst nur in // Beziehung zu den Abständen, in über//tragenem uneigentlichem Sinne.
II. Wir können nichts tun als // Zeitlichkeit, // Räumlichkeit, // Intensitätsabstände, // Höhenabstände, qualitative Abstände und was // etwa sonst noch sich finden // sollte zu scheiden. // Bei dem Einzelnen dann zu fragen //
[58092] 89
wie es mit der Erkenntnis der Größen // steht, auf welche es der deskriptiven Psychologie // ankommt. //
III. Tatsache, dass wir of unmittelbar // schätzen, und oft mit großer Zuver-//sicht; // Beispiele bei Zeiten, // räumlichen Abständen, // Intensitäten, // Höhen, // qualitativen Abständen. // Tatsache aber auch, dass manchmal // die Zuversicht geringer ist. Mehr oder // minder zögernd und zweifelnd, ja // schwankend. // Dieser Unterschied nicht bloß // Folge davon, dass die Differenzen bald // größer bald kleiner. // Vielmehr auch in Abhängigkeit // von anderen Bedingungen // und insbesondere in Zusammenhang mit // der Nähe oder Ferne, Verwandtschaft oder Entfremdung der Gebiete, auf // welchen die beiden Paare, deren Abstände // verglichen werden, liegen. // Zum Beispiel Stärke bei ungleich hohen Tönen, //
[58093] 90
Oder gar Ton und Geruch. // Helligkeit bei ungleichen Farben, // quantitative Größe bei // nicht koinzidierenden Farbenggrenzen, // weit abstehenden Parallellinien // oder gar Linien, die entfernt nicht // bloß, sondern auch in verschiedene // Richtung laufend.[51] // Tiktak [?] bei verschiedenen Ohren. // Auch kommen Irrungen vor, wo // zuversichtlich gesprochen wurde, // z. B. dieselbe Tondistanz, der eine // größer, der andre kleiner als derselbe andere. // Und ähnlich bei Winkeln oder Linien u. // s. w. //
IV. Diese Möglichkeit des Irrtums, wo // beginnt sie? Wo endet sie? // Diese Frage drängt sich auf und // ist wohl geeignet Sorgen zu er-//wecken. Wir sind genneigt die Gefahr bald für // größer, bald für kleiner zu achten. Haben // wir ein Recht zu sagen, dass sie // in irgend einem Fall Null sei? // Die Allmählichkeit der Verinngerung stimmt // schlecht zu der Annahme, dass wir // jemals hier unmittelbare Evidenz //
[58094] 91
haben // Denn diese lässt kein mehr oder minder // zu. // Unpassender Ausdruck: volle Evidenz. //
V. Und zu demselben Schluß drängt die folgende Erwägung: // Wenn es sich um das Verhältnis von // zwei Abständen handelt, die nicht ein-//fach ineinander fallen und sich ganz // oder teilweise decken, so handelt es // sich um ein Verhältnis von zwei // Verhält-//nissen. // Jedes dieser Verhältnisse muss er//fasst werden, um mit dem anderen // verglichen zu werden. // Wir können es aber nicht rein für // sich fassen, sondern immer schauen // wir es, wenn auch unterschieden, in // und mit den Phänomenen, worin es gegeben ist. // Ich kann das Verhältnis nicht von seinen Funda//menten ablösen und rein für sich denken // um es mit dem anderen ebenso rein // für sich erfassten Verhältnis in Ver-//gleich zu bringen. Es sind immer andere //
[58095] 92
Moment dabei, welche beim Vergleichen // einen Einfluss gewinnen und die Differenz, // um die es sich handelt nicht scharf // hervortreten lassen. //
Die Verschleierung mag Gradunterschiede // haben, aber die Störung fehlt nie ganz. // Und somit scheint auch eine gewissen gefahr immer // vorhanden. // Evidenz wäre dann nie gegeben. // Und unser Vertrauen, wenn es auch in // Folge einer natürlichen Disposition dazu un-//mittelbar sich einstellte, bedürfte // vor dem Richterstuhl der Vernunft doch erst // noch eine Kontrolle. //
VII. Es wäre etwa, wie beim Gedächtnis. // Es spricht unmittelbar. // es spricht aber blind; und was es sagt // wird es vertrauenswürdig auf Grund // des Zusammenhanges der Erscheinungen, der // mir der Annahme seiner Gültigkeit // übereinstimt. // Und so werden wir denn auch in unserem // Fall die Zuverlässigkeit unserer (mit // blinder Zuversicht gefälllten) Urteile // über Größenverhältnisse zwischen unseren //
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Phänomenen zu prüfen und die Grenzen der Vertrauenswürdigkeit zu bestimmen haben. //
VIII. Es handelt sich also um etwas ähnliches // wie bei der Prüfung unseres äußeren Augenmaßes. // Auch das innere Augenmaß bedarf // derselben, wenn wir wirklich vernünftig // überzeugt sein sollen, dass es uns die // Wahren Größenverhältnisse angibt. // Nur frag sichs, auf welche Weise wir sie // bewerkstelligen können. // Unmöglichkeit phäno//menal auseinander // liegende Linien, Intensitätsabstäne // etc. unmittelbar // (also auch nicht // mittelbar) zur // Deckung zu bringen. // Man kam auf den Gedanken sich äußerer // Vorgänge als Prüfungsmittel zu be//dienen: //
a) unseren Zeitsinn (Taktfestigkeit) am // Chronometer; z. B. Pendel.
b) Ähnlich eine Kontrolle für unseren Sinn // für Raumverhältnisse unserer Em-//pfindungsinhalte durch Meßungen // der Raumverhältnisse der gereizten // Stellen; indem man davon aus-//ging, dass der Nerv den Ort seines peripheren Endes // empfinde und die Erregungen der [?] subjektiven Empfindung // ebenso wie die durch objektive Reizung //
[58097] 94
Lokalisiert würden. // Die Größenverhältnisse der Retina // nach Höhe und Breite belehrten // dann über die Größenverhältnisse // des gesamten Gesichtsbildes // und liefrten so einen Maßstab zur Kon-//trolle, ob wir es richtig schätzten; // und ebenso die Dimensionen, welche wir // an dem auf der Retina sichtbaren // Bildchen mit den Meßinstrumenten des // Geometers zu entdecken vermöchten // über die richtige oder unrichtige Schätzung // der Größenverhältnisse eines gewissen teiles // dieses Empfindungsinhalts. //
c) Wiederum ähnlich eine Kontrolle für // Intensität. // Herbart: zwei Lichter doppelt // so lichtstarker Eindruck. //
d) Und auch über Höhe, wenigstens bei Tönen könnte man sagen: // nachdem erkannt, dass  ein Unter//schied in Abhängigkeit von der Zahl // der Wellen. Doppelt so viele Wellen doppelt so // hoch. //
e) Und über die Qualität der Farben, //
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Da diese von der Schwingungszahl der // Lichtwellen abhängen. // Je größer die Unterschiede der Wellen//zahl: je größer die der Farbenqualitäten // und wenn gleich große Unter-//schiede gleich große. //
IX. Das wäre eine Hypothese, die uns // den unseren Absichten erwünschten // Maßstab in die Hände geben möchte // in konsequentester Durchführung. // Faktisch hat sie sie nie erfahren, // da die Tatsachen ihr zu sichtlich // ungünstig waren. // So weit man aber ihr vertraute, sie // durchführte und sich von ihr für unsere // Fragen Hilfe versprach ruhte dieses Vertrauen auf gröblichen Verwechslungen. //
X. Betrachten wir dies im Einzelnen. // Schon bei dem sogenannten Zeitsinn ist das der // Fall. // Ich leugne nicht, dass etwas derartiges in uns existiert, und dass es bei Manchen //
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eine große Genauigkeit hat // und dass man ebenso wie das Augen-//maß an physikalischen Vorgängen prüfen kann. // Nur darin würde man irren, wenn // man glaubte, man könne, wenn man, wenn man // ihn kontollriert habe, mittels seiner sofort // die Fragen nach jenen Zeitmaßen zur // Entscheidung führen, welche die deskriptpve Psycho-//logie, um vollkommen zu sein, geben // müßte. //
Maß der ursprünglichen Assoziation. // Frage ob es konstant oder wechselnd nach // Intensität, Qualität usw. // Der „Zeitsinn“ spricht von der Aufeinanderfolge // der wirklichen Ereignisse, wie das Augenmaß // von der Ausdehnung und Entfernung der wirklichen Dinge // in der äußeren Welt. // Er belehrt mich aber dadurch noch nicht // über das zeitliche Maß der ursprünglichen Asso//ziationsphänomene. // Irrtum, wenn man glauben würde die // Länge des ganzen Hexameters, Sonetts sei // in der ursprünglichen Assoziation beschloßen. //
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Nicht nötig, ja nicht möglich, // dass in wirklicher Vortsellung // (ähnliche Irrtümer Wundt in seinen Essays, // wenn er aus der Zahl der Töne in einem // Takt Schlüsse macht auf die Weite // des Bewußtseins). // Der Anfang wirkt ästhetisch nach ohne // mehr in wirklicher Vorstellung gegeben zu // sein. // Man müßte ganz andere Versuche machen. // Wie etwas über die langsamste noch „sicht-//bare“ (nicht bloß erschließbare) Bewegung // und Veränderung // (ähnlich über die langsamste noch hörbare), // wobei aber aus mannigfachsten Gründen // Irrtümer unterlaufen können[MO85] : //
a) Nachbilder – mehr – minder[HT86] . //
b) Der kleinste merkliche Unterschied vielleicht kleiner // bei der Bewegung als beim gleichzeitigen Reiz. // Webers Zirkelversuche (bei Bewegung – bei ruhigem // Doppeldruck). //
c) Verwechslung von solchen Stadien des Bildes, welche frisch aus den Ge-//dächtnis wiederkehrend verglichen wird und // zu einer Art Folgerung führt, mit der Anschauung des // Wechsels in der ursprünglichen Assoziation. //
d) Möglichkeit, dass ein // Teil der Zeit nicht // oder nicht immer be-//merkt und doch vor//handen (wie ja // manchmal das Ganze). //
Noch misslicher wird es, wenn man // aus gleichzeitiger Beobachtung der ursprünglichen //
[58101] 98
Assoziation mehrerer Sinne Aufschlüsse // über die Gleichhheit und Ungleichheit der Länge // gewinnen wollte. // Schwierigkeit der Aufmerksamkeit auf zwei // Sinne zugleich. // Bessel[ThB87]  // Selbst bei einem Sinn: zuerst das Blut springen, // dann die Schnäpper[ThB88]  hineinfahren „sehen“.[52] // Immerhin will ich nicht gesagt haben, // dass hier nichts auf solchem // Wege zu ermitteln wäre. //
Wenn die Psychologie uns über die // zeitliche Länge der Phänomene ursprünglicher // Assoziation so wenig sagt, so vornehmlich, // weil das Phänomen überhaupt in // seiner Natur verkannt und vernachlässigt // wurde. //
b) Viel schlimmer steht es mit dem Versuche // unseren Sinn die Raumverhältnisse // unserer Empfindungsinhalte zu prüfen, // indem man durch Messung der Raum//verhältnisse der Oberfläche, welche die Reizung // zunächst empfängt // und die Empfindung vermittelt, ein kon//trollierendes Mittel zu gewinnen glaubt. //
[58102] 99
Es ist klar, dass dies von vornherein // nicht selbstverständlich. // Es wäre Ver-//wechslung von Ur-//sache und Wirkung. // Man beachte auch, // die äußeren Organe // keineswegs notwendiger // Weise der Sitz der Empfidung. // Bestand nach Wegnahme. // Und deutliche Widersprüche. // Zum Beispiel die beiden Retinas ungefähr // dieselben Bilder, teilweise sich // deckend; sie müssten aber getrennte // Bilder zeigen. // Weiter von einander // abliegend als die // Grenzen jedes der // beiden im Einzelnen. // Die Veränderung der Gliederstellung zu ein-//ander ändert die örtlichen Abstände, // aber tangiert nicht in gleicher // Weise die Empfindungsinhalte; so dass // diese nun differentere Eindrücke // böte. // Dieselben Bedenken // oder noch größere, wenn // einer denselben Maßstab // bald senkrecht bald // schief bald horizontal // und höher und niederer // vor das Auge brächte, // um so mittelbar die // Größenverhältnisse der // phänomenalen Ab-//stände, wie bei äußeren // Gegenständen, zu bestimmen. // Astigmatismus.[53] // Im Übrigen das Gleiche.[HT89]  //
c) Ganz ähnlich steht es bei der versuchten // Kontrolle der Intensität. // Herbarts Annahme gewiß vor-//schnell. // Wie können wir von vornherein über // das Gesetz eines noch nicht studierten // Wirkungsprozesses etwas sagen? // Beobachtet man ihn,[54] so wird // man bald vieles finden, was // einem ein solches gleichmäßiges // Wachstum unwahrscheinlich macht. //
[58103] 100
Besonders im Anfang, wiederum bei höchster Be-//leuchtung. – Doch auch i der Mitte. // (Weshalb Andere, die sich später // sorgfältiger mir der Frage befasst, // ganz andere funktionelle Be-//ziehungen vermuteten.) // Auch bieten sich Bededenken, wegen // dem Schwarz // und im Zusammenhang mit der Frage // ob überhaupt beim Gesicht // eigentliche Intensitätsunterschiede. // Ebenso auch wegen des Einflusses // der Aufmerksamkeit. // Wettstreit der Sehfelder // und wegen des Einflusses // der Ermüdung. Ob die // Farben gleich kräftig // am Abend und am Morgen?
d) Noch bedenklicher oder sicher nicht weniger aber gestaltet // sich der Versuch einer Gleichmäßigkeit bezüglich der Höhe // der Töne und der Wellenzahl der Erregung. // Wo doppelt so viel Wellen doppelt // so hoch? Von vornherein // gewiss keine Evidenz. // Und a posteriori // kein Argument dafür. // Dann wäre jede nächst-//folgende Oktave weiter vom Grund//ton als dieser von der tiefsten // der tiefer liegenden. // Nicht einmal gleich groß, meinen jetzt viele, seien die Abstände der höheren Oktaven und bringen mancherlei // Wahrscheinlichkeitsgründe vor. // Dass sie größer behauptet keiner. //
[58104] 101
e) Und auf dem Gebiet der Farben // wäre ebenso haltlos, wenn man // eine Gleichmäßigkeit zwischen den Differenzen // der physischen Reize und der Qualitäten // behaupten wollte. // Im Gegenteil scheint es Annäherung in den // entferntesten Teilen des Spektrums. // Niemand, der die Erscheinungen kennt, // wird leicht solcher Meinung sein. //
NB. Die Willkür zeigt sich auch, // wenn man vergleicht, welche // Unterschiede bei Tönen und // Farben sich zeigen. // Dort Unterschiede der Höhe: // hier aber nicht Unterschiede der // Helligkeit. // (Wechsel der relativen Helligkeit bei reichem // und spärlichen Licht zwischen Rot und Blau)
[58105] 102
1. Dieser Versuch also gescheitert. // Und – man kann sagen – allgemein als ver//fehlt erkannt. //
2. Nicht so ein anderer. // Bedeutende Forscher glauben noch heute // an seinen Erfolg. // Wir haben gesehen, dass oft etwas in die innere // Wahrnehmung fällt ohne bemerkt zu // werden, // und dass insbesondere auch von sehr kleinen quantitativen Teilen // gilt, dass sie für sich unmerklich sind. // Dieser Umstand droht ein wesentliches Hinder//nis für die Vollkommenheit der deskriptiven Psycho//logie zu werden. // Aber ein geistvoller Forscher kam auf den // Gedanken, dass ihm auch eine gute Seite // abzugewinnen sei, indem man durch // ihn eine Maßeinheit für die Messung größerer // psychischer Abstände empfange. //
3. E. H. Weber.
a) Wenn eine Intensität einen sehr kleinen Zu//wachs erfährt, so bemerkt man ihn nicht,
[58106] 103
Während andere, weit beträchtlichere leicht be//merkt werden. // Dazwischen liegt eine Grenze, die des eben // merklichen Unterschieds. // Ihn könnten wir als die gewünschte Einheit // benützen, jeden größeren Intensitäts//abstand in lauter ebenmerkliche Ab-//stände // und den Abstand der gesammten Intensität // vom Nullpunkt ebenso zerlegend. //
b) Ähnlich könnte man bei qualitativen Abständen // verfahren, // z. B. von zwei Farben Rot und Blau, // Rot und Gelb u.s.w. //
c) Wiederum bei Helligkeiten von verschiedenem // Grau, und den Abständen von einem gegebenen[?] Schwarz-Weiß. //
d) Oder auch bei Höhenabständen der Töne. //
e) Auch bei Abständen phänomenaler // Raumpunkte, //
[58107] 104
z. B. bei einem Zirkelversuch auf der Stirne // irgendein Abstand, bei welchem die Punkte als // zwei ebenmerkliche. So lässt sich ausmessen, // wieviel ebenmerkliche Abstände der Ab-//stand enthält, welcher die zwei phänomenalen Raum//punkte scheidet, welche bei der Berührung eines // Punktes an der rechten und linken Schläfe // oder hoch oben an der Stirne und an den Brauen // trennt. // Und ebenso beim Gesichtsbilde. //
4. So hätten wir schier für alles, was // auf dem Gebiet der Phänomene eine Größe // zeigt, einen Maßstab und mit ihm das ge//wünschte Mittel der Kontrolle und der // Korrektur für die Unverlässigkeit der // instinktiven Schätzung. //
5. Noch mehr! Wir könnten nun auch, // indem wir die Fehler vermeiden, in // welche diejenigen verfielen, welche ohne Weiteres //
[58108] 105
Das Verhältnis der Abstände der physischen // Antezedentien auf die psychischen Kon//sequenzen übertrugen, durch Ver-//gleich der psychischen Abstände , welche durch // Summierung der ebenmerklichen Differenzen // sich ergeben, mit den physischen Abständen // in geregelter in geregelter Weise erforschen, ob // zwischen den einen und anderen funktionelle // Verhältnisse bestehen[55] und welches etwa // diese psychophysischen Gesetze seien. // Und haben wir sie gefunden und ge-//sichert, so könnten wir dann wirklich // und in korrekter Weise auch physische Größen//verhältnisse der wirklichen Welt zum Maßstab für // phänomenale Größenverhältnisse ver//wenden. //
6. Auch diese Konsequenz ist gezogen worden und namentlich ist der berühmte //
[58109] 106
Name Fechners aufs Innigste // mit dem Versuche, auf diese Weise einen // physischen Maßstab für phänomenale // Größen zu finden, verknüpft. // Er hat in seinen Elementen der Psychophysik[56] vornehmlich fünf psycho-//physische Gesetze aufgestellt, die // er in einer späteren Schrift (1877) „In // Sachen der Psychophysik“ S. 7-12 // in gedrängter Übersicht rekapituliert. //
1. Das Schwellengesetz //
Es gibt für die Empfindungen eine Reizschwelle und eine Unter-//schiedsschwelle; beide // sind endliche Größen. //
2. Das Webersche Gesetz (so genannt, weil es zuerst // von E. H. Weber in einer gewissen Allgemeinheit // ausgesprochen wurde)
Gleiche absolute Zuwächse der Empfindung //
[58110] 107
entsprechen nicht gleichen absoluten, // sondern gleichen relativen Zuwächsen // des Reizes. // (Ein Spezialfall // davon ist, dass // auch bei eben-//merklichen Unter-//schieden die ab-//soluten Unterschiede // der entsprechenden Reizgrößen // nicht konstant, wohl // aber die Unterschieds-verhältniss. // Darum nennt // Fechner die Unter-//schiedsschwelle auch gern Ver-//hältnisschwelle // und bezeichnet sie // als solche als // konstant.) //
3. Das Maßgesetz der Empfindung
Nimmt man den Schwellenwert des // Reizes als Einheit, so ist die Größe // der Empfindung einfach proportional // dem Logarithmus des Reizes. // (Folgesatz aus den beiden vorigen.) //
4. Maßgesetz des Empfindungsunter-//schieds //
Das Maß des Unterschieds zweier Em//pfindungen ist proportional dem // Unterschied der logarithmischen // Maße beider Empfindungen. // (Wieder eine Folge des vorigen Gesetzes.)
[58111] 108
5. Naßgestz der Unterschiedsempfindung //
Die Größe der Unteschiedsempfindung (so // weit sie von der Größe der Reize abhängt, also // ceteris paribus) sit propodtional dem // Logarithmus eines Bruches, dessen // Zähler durch das Verhältnis der beiden // betreffenden Reizgrößen, und dessen Nenner durch // den Schwellenwert dieses  Reiz-//verhältnisses dargestellt wird. // Auch dieses Gesetz steht in Abhängigkeit // vom Weberschen, dessen Formel // darum Fechner die Fundamental-//formel genannt hat. //
7. Diese Gesetze beziehen sich zunächst und // vornehmlich auf die Größen und Größen//verhältnisse von Intensitäten,[57] obwohl // Fechner den Versuch nicht unterließ, // sie //
[58112] 109
anderen psychischen Größen zu adaptieren. //
8. Auffällig ist der große Abstand von // Herbarts Annahme, wonach der doppelte // Reiz der doppelten Intensität entsprechen sollte. // Aber dies ist kein Umstand, der uns // bedenklich machen könnte. //
9. Kräftiger sind andere Einwände // z. B. in Betreff der Intensität der Farben. // Schwarz würde null Intensität haben // und keine Empfindung sein. //
10. Auch zeigen, wenn // man davon // absieht und sich // erlaubt Helligkeit // und Intensität zu // konfundieren, // die Untersuchungen auf dem // Gebiet der Farben keine volle Übereinstimmung // mit dem Gesetz, vielmehr höchstens eine gewisse // und nicht segr große Approximation // und verschiedene Grade der Abweichung bei // Licht von verschiedener Farbe. //
11. Ähnliches gilt in anderen Fällen und insbesondere // gilt allgemein, dass höchstens in einer mittleren //
[58113] 110
Region eine annähernde Bestätigung // gefunden werden mag, am An-//fang und Ende der Intensitätsreihe (also // wo es sich um sehr kleine und sehr // große Intensitäten handelt) gibt // Fechner selbst zu, dass das Webersche // Gesetz sich wenigstens, wenn man das // Verhältnis der äußeren Reize und der // Empfindungsgrößen ins Auge fasse, nicht[?] // bewähre. //
12. Aber alles das würde vielleicht den // Wert der psychophysischen Maßgesetze, // wie Fechner sie aufgestellt, in Frage // stellen oder wenigstens herabsetzen, ja // uns vielleicht auch zeigen, dass so einfache // und allgemein durchgreifende Formeln, // wie Fechner sie zu besitzen glaubt,[58] // nicht aufgestellt werden können; es //
[58114] 111
würde aber doch die Möglichkeit offen // lassen, durch Spezialforschungen die // wahren psychophysischen Maßgesetze, so // umfassend oder beschränkt, so einfach // oder kompliziert jede Formel sein // möge, zu gewinnen, und dann wirklich // auch in Größenverhältnissen der physischen // Welt Maßstäbe für phänomenale // Größen zu besitzen. //
13. Aber ein anderer Einwand droht die Axt // an die Wurzel des ganzenn Unternehmens 7 zu legen, und uns nicht bloß den // Maßstab, den wir in physischen Gößen // für die größen des inneren Gebbietes zu // finden hoffen konnten, sondern auch // den Maßstab, den wir in dem eben//merklichen Unterschied als Einheit zu //
[58115] 112
besitzen uns schmmeichelten, unserer // Hand zu entwinden. //
14. Die kritische Frage lautet: // Ist es sicher, dass die ebenmerklichen // phänomenalen Unterschiede einander gleich sind? //
15. Lange Zeit hatte man das als selbst//verständlich hingenommen. // Noch Wundt in seiner 1. Auflage argumentiert // als sei es ein tautologischer Satz. // Als ich darum meinen Zweifel darüber Aus//druck gab,[59] waren Fechner und Andere da-//rüber im höchsten Maße befremdet. // Aber bald wiederholte Hering, viel-//leicht unabhängig von mir, die Bedenken // und wiederum folgten der belgische // Forscher Plateau und Andere mehr // mit ähnlichen Äußerungen nach, sodass //
[58116] 113
Sich eine ernste Erörterung der Frage nicht // umgehen ließ. //
16. Sind – so lautet also unsere Frage – // von den ebenmerklichen Unterschieden unzweifel-//haft die einen dem anderen gleich? // In gewissem Sinn ist dies nicht bloß nicht // einleuchtend, sonndern handgreiflich falsch. // Wir wissen, dass die Merklichkeit eines Unter-//schiedes von vielen Bedingungen abhängt, von welchen seine Größe nur eine ist. // Diese kann die gleiche sein, während andere wechseln. //
a) Einfluss der Übung; //
b) Einfluss der Ermüdung; //
c) Einfluss von Aufregungen und Anderem, was die // Fähigkeit zu aufmerksamer Beobachtung // herabsetzt;
d) Versuchungen zu Zerstreuungen, welche in mit//auftretenden Erscheinungen liegen;
e) Komplikation des Unterschieds mit anderen Unter//schieden, die vielleicht größer sind.
[58117] 114
Wir haben davon gesprochen, dass // diese einen verschleiernden Eindruck haben. // Man ist weniger fähig zu bestimmen, ob // in einer gewissen Beziehung ein Unterschied besteht, // obwohl natürlich die Tatsache, dass // überhaupt ein Unterschied ist, merklicher // wird; was dann unter Umständen die // Folge haben kann, dass man, indem // indem // man das „Worin“[?] nicht gehörig ana-//lysiert hat, in einem Moment den ganzen // oder vorzüglichen Unterschied sucht, worin // er gar nicht oder zum geringsten Teil // liegt und einem an und für sich kaum merklichen und hier noch // durch die Um-//stände ver-//schleierten Unterschied // bedeutend überschätzt. // Erinnerung an Beispiele. // In diesem Sinn also handgreiflich falsch. //
17. Man kann Fechner nicht vorwerfen, // dass er dies verkannt hat. // Und wenn er, Weber, Volkmann und // Andere, welche sich viel mit Messung durch eben//
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Merkliche Unterschiede abgaben, sich // durch diesen Wechsel in der Größe der // ebenmerklichen Abstände nichht von // ihrem Unternehmen abschrecken ließen, // so kann man ihnen daraus nicht sofort einen[60] Vor//wurf machen. // Sie konnten so sagen: sind die ebenmerklichen // Unterschiede verschieden groß unter // wechselnden, und für das Bemerken bald // günstigeren bald minder günstigen Um//ständen, so sind sie doch gleich groß unter gleichen Umständen. // Wir entnehmen also diesem möglichen // Wechsel nur ein Doppeltes: //
1) dass wir suchen müssen die Umstände // möglichst konstant zu erhalten;
2) dass wir das Minimum von Wechsel, das // auch bei größter Sorg-//falt nicht zu vermeiden ist, durch Vervielfältigung der Versuche unschädlich //
[58119] 116
Machen, indem wir uns an den // Durchschnitt halten. //
18. Was das erste betrifft, so sucht man z. B. // alles, was zerstreuend wirken könnte, // auszuschließen. // Ähnlich wie anderweitig, wenn man einem ernsten // Studium sich hingibt. // Um die Unterschiede der Merklichkeit, welche die Er-//müdung hervorbringen könnte auszuschließen, so stellt man // sie[61] nicht // an, wenn man schläfrig oder // sonst ermüdet // ist und bricht man rechtzeitig die Untersuchung ab. // Allerdings wirkt jeder einzelne Versuch et-//was ermüdend, aber innerhalb gewisser // Größen sind die Differenzen der Merklickeit, // welche in Folge davon, jedenfalls sehr gering. Sie kann also // in diesem Betracht sicher als konstant gelten. //
Wiederum was die Übung anlangt, so // zeigt sich allerdings ihr Einfluss manch-//mal in rapider Weise. // Aber dies gilt doch nur in gewissen Stadien. //
[58120] 117
Hat man eine gewisse Übung erlangt, so // werden die weiteren Fortschritte lang-//samer und langsamer und können, von // einem gewissen Punkt an, schier als nicht // mehr vorhanden betrachtet werden. // Man lässt also den entscheidenden Unter//suchungen eine entsprechend lange Übung voran//gehen. // So schließt man auch die ungünstigeren // Gemütsstörungen aus. Dass man sich // nicht im Zustand lodernden Zorns, // und wäre es etwa über einen ungeschickten // Assistenten, der einem ein Experiment ver-//pfuscht hat, mit Erfolg an die Meßung // ebenmerklicher phänomenaler Unterschiede // machen wird, braucht gewiss nicht // erst gesagt zu werden. Man wartet // eben auf die normale für die Beobachtung // geeignete Stimmung. So wählt man auch nicht die Stund der Ver-//
[58121] 118
Dauung. Manche tragen vielmehr Sorge, // alle zusammengehörigen Beobachtungen // in gleicher Entfernung vom Essen anzu//stellen. // Man wählt nicht den Zustand krank//hafter Indisposition, nervöser Gereizt-//heit u.s.w. u.s.w.
19. Hat man auf solche Weise die Un//gleichmäßigkeit der Bedingungen aufs // äußerste herabgesetzt, so wird freilich // immer noch eine Rest bleiben. // Ihm gegenüber sind wir aber, wie ich // schon bemerkte, auch nicht ganz rat-//los. // Wir vervielfältigten, wie ich sagte, die // Versuche in Betreff ein und desselben Unter//sschieds und gewinnen so trotz der In-//konstanz der einzelnen Fälle, für Gruppen // von Fällen, welche eine gleich große Anzahl // von Beobachtungen begreifen, eine beliebig große // Konstanz. //
[58122] 119
Es geschieht dies nach dem s. g. Gesetz der // großen Zahlen, von welchem die Statistik // so reichlich Gebrauch macht. // So scheint es können wir denn zur // Fixierung eines ebenmerklichen Unterschieds // gelangen, dessen Größe als Maßein-//heit benützt werden kann.
20. Es kann dies scheints, auf Grund des // Gesagten, sogar in mehrfacher Weise // geschehen. // Handelt es sich z. B. um die Messung der // Intensität eines Schaller, so kann die Be-//stimmung in folggender Weise geschehen, der sich // einmal der Physiologe Volkmann be-//dient.[62] // Er zerlegte ihren Abstand von Null in // ebenmerkliche Unterschiede, indem er als // diese Einheit den eben noch vollkommen merk//lichen Unterschied nahm, d. h. denjenigen // Unterschied der Stärke, bei welchem so eben nur //
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Richtige Urteile zum Vorschein // kamen. // Dieser wurde ihm dann die Einheit, die stets zu sich selbst addiert, eine // Summe ergab, welche die Größe der ganzen // Intensität repräsentierte. //
21. Er hätte auch anders und mit einer // kleinerene Einheit operieren können. // Wenn er die Stärke der Intensität um // ein geringeres wachsen ließ, so schwank-//ten wohl die Urteile, bald hielt man // den Schall für verstärkt, bald nicht. // Dabei aber zeigte sich auf einer gewissen Stufe, // schon ehe der volle // Ausschluss irriger // Urteile erzielt // war, ein gewisses Über//gewicht der Zahl der richtigen // über die der falschen // Angaben, welche bei einer genüügenden Vervielfältigung der // Versuche sich in einem konstanten geo-//metrischen Verhältnis hätte ausdrücken // lassen. // Dieses bei großen Versuchssummen // konstante Übergewicht richtiger // Urteile über falschen, wem ist es zu //
[58124] 121
Danken, wenn nicht einer gewissen Merk-//lichkeit auch der geringeren Stärkedifferenz. // So hätten wir auch hier einen noch // irgendwie merklichen Unterschied und // zwar in dem Grade merklich, dass // sich bei hinreichender Vervielfältigung // der Versuche für die Gesamtzahl // sicher ein Übergewicht von m/n (beispiels//weise 4/5 gegen 1/5) ergibt.[63] //Da hätten wir eine kleinere Einheit // gewonnen, die aber auch ihre Cha-//rakteristik in einer gewissen Merklichkeit hätte; // die durch einen mathematischen Ausdruck, einen Bruch, genau bestimmt wäre. // Auch mit ihr ließe sich dann eine // Skala aufbauen, die sich sozusagen wie // die Clesius zu Reaumur verhielte. // Und so noch in tausendfach verschiedener //
[58125] 122
Weise, nach einer Methode, die man die der // richtigen und falschen Fälle nennen // kann. // [58126] Man könnte so schließlich zu einem aller-//untersten Punkt zu gelangen suchen, // wo von einer Merklichkeit gar nicht mehr // gesprochen werden könnte, indem die // Überlegenheit der Stärke, sich bei noch // so oft wiederholten Versuchen in keiner//lei Weise durch eine Überzahl der richtigen // Fälle verriete. // Das wäre die eigentlichste Grenze zwischen // Merklichkeit und völliger Unmerklichkeit. // Und so eine kleinste Einheit. „
[58125] 22. Noch anders könnte man verfahren. // Bei Vergleichung von Schallstärken könnte // man den, welcher beurteilen soll, ob // ein Unterschied vorliegt, nicht bloß // zunächst darüber im Unsichern lassen, // ob ein Unterschied, sondern auch welcher // von den zwei Tönen, im Fall ein Unterschied // bestehen sollte, der stärkere sei. // Dann werden bei gewissen kleinen Ab-//ständen Fehler verschiedener Größe // vorkommen, indem die größere Intensität // manchmal als gleich, manchmal // als kleiner taxiert würde. // Solche Fälle würden dann mit // noch etwas größerem Gewicht bei der Bestimmung // des Grades der Merklichkeit in die Waage fallen. //
[58127] 123
Man würde aber auch nach diesem // Verfahren ( das man zu dem nach der Methode der sogenannten mittleren // Fehler zählen kann) ähnlich wie nach dem früheren, zur Feststellung von Unter-//schieden gelangen, die in einem bestimmten / Sinne ebenmerklich sind. // Diese würde man dann ebenso wie // die früheren als Maßeinheiten benützen. //
23. Aber auch, wenn man in solcher Weise // vorsichtig den Einfluss wechselnder Be-//dingungen  zu eliminieren sucht, bleibt // es noch immer eine Frage, ob die in einem // bestimmten Sinne ebenmerklichen Unterschiede // gleich oder nur gleichmerklich genannt zu // werden verdienen. // Denn dass diese Begriffe nicht identisch // sind, ist klar. // Und dass sie in vielen Fällen nicht // konizidieren, ist ebenso klar. // Wenn aller unter den erreichbar günstig//sten Bedingungen in dem gleichen Sinne ebenmerklichen, also //
[58128] 124
wahrhaft gleichmerklichen Unterschied // gleich wären, so würde folgen, dass // ein ebenmerklicher räumlicher Abstand, eine eben//merkliche Zeitdifferenz und wiederum // ein gewisser qualitativer Unterschied, oder ein Intensitätabstand gleich wäre, // was doch wohl ohne Absurdität // nicht behauptet werden kann. // Man hat darum auch immer nur // an[64] die gleichmerklichen // Abstände und Zuwüchse innerhalb / einer Gattung gedacht, wenn man // die gleichmerklichen auch für gleich // erklärte. //
24. Doch auch hier fühlt man das Be-//dürfnis nach einem Beweise. // Und wer die eben gepflogenen Be-//trachtungen mit verfolgt hat, wird es // wohl besonders lebhaft fühlen. // Gleichmerklich heißt nicht gleich. // Gleichmerklich kann sich in vielen // Fällen mit gleich nicht decken, weil //
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trotz gleichheitlicher Merklichkeit von // Gleichheit der Größe bei so disparaten // Gebieten gar keine Rede sein kann. // Wer steht uns dafür, dass nicht // auch bei Größen von einer Klasse, zwischen welchen wirklich // ein Größenverhält-//nis besteht, die // Gleichmerklichkeit mit der Gleichheit nicht // zusammenfällt? //
25. Ja nicht bloß denkbar, auch wahr//scheinlich möchte man z. B. da, wo // es sich um Differenzen der Intensi-//täten oder der Größe der Valenz handelt, // eine solche Abweichung und ein durchgängiges // Auseinandergehen von gleichmerklichen und // gleichen Unterschieden finden. // Ich komme da auf einen Gedanken, den // ich in meiner Psychologie geltend // machte, und der dann auch von anderen // aufgenommen worden ist. // Die Erfahrung scheint zu lehren, dass // wir im Allgemeinen kleine Größen // im Verhältnis zu großen zu über-//
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schätzen geneigt sind. // Seltsam optische Täuschungen hängen damit zusammen. //
[Grafiken]
Zöllnersche Figuren //
Damit hängt zusammen, dass ein // absolut gleicher Zuwachs, den // eine Linie oder ein Winkel erfährt, // nicht gleich groß erscheint, wenn // ihn eine größere oder kleinere Linie, // ein größerer oder kleinerer Winkel erfahren. // Beispiele[HT90] . // Sie sind [MO91] darum auch nicht gleich-//merklich. // Beispiele[HT92] . //
Es ist ähnlich wie bei Summen. // Wenn 400 abstimmen, und es stimmen // 201 gegen 199, so erscheint uns die Differenz // minimal (auch wäre sie, wenn nicht // mit großer Achtsamkeit die Vota zählten, //
[58131] 127
nicht merklich[HT93] . Wiederholt zählt // man nach, um sich zu vergewissern. // Bei vier Abstimmenden wäre die die//selbe absolute Differenz von 3 gegen 1 bereits // eine sehr strake und merkliche. // Ähnlich bei einem Teller mit Kreuzern, wenn // man 3 wegnähme, wenn 4 darauf//liegen, die Differenz wäre sehr merk-//lich und sozusagen // sichtbar, wenn 40 daraufliegen müsste // einer schon eine Art Dase[b94]  sein, wenn sie // ihm auffallen sollte. //
Wenn wir uns nun zum Gebiet der // Internsitäten oder der Valenzen wenden, // möchte man nicht der Analogie nach // vermuten, dass die Zuwüchse zu einer // bereits sehr ansehnlichen Intensität, einer // bereits sehr beträchtlichen Valenz viel // beträchtlicher sein müssten, um gleich // merklich zu sein, wie gewisse ebenmerkliche // Zuwüchse zu relativ unbedeutenden // Intensitäten? // Sollte durch einen gleichen Zuwachs eine kleine //
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Intensität sich nicht viel un-//ähnlicher werden, als eine größere, // bei welcher er im Verhältnis zu der // ihr schon gegebenen Größe gering-//fügig erscheint? // Die Geometrie nennt Figuren, // wo die Verhälntnisse die gleichen // sind, ähnliche Figuren. // Dies möchte ein Hinweis sein, dass // überhaupt Proportionen für die Ähnlichkeit // maßgebend sind. // Und wenn daher der Zuwachs, den // die Göße einer Intensität erfährt, zu ihr in // derselben Proportion steht, wie der // Zuwachs, den eine Größe einer anderen Intensität erfährt, zu dieser, // so würden die Prozesse der Veränderungen // uns, sollte man vermuteh, am // ähnlichsten erscheinen und ceteris paribus in gleichem Maße einen auffallenden oder nicht auf-//fallenden Eindruck machen, also //
[58133] 129
auch enweder beide merklich oder beide // unmerklich sein, sodass auch die // Ebenmerklichkeit zusammenfiele und überhaupt auch // die Gleichmerklichkeit nicht mit der absoluten // sondern mit der relativern Gleichheit der Zu-//wüchse sich deckte. //
Das war es, was ich vor 13 Jahren // polemisch gegen Webers und Fechners In-//tensitätenschätzung geltend machte. // Und es ist klar, dass man ähnliche Argumente auf dem Gebiet der Valenzen // erbringen könnte. // Er schien sich auch dadurch zu em-//pfehlen, dass sich statt Webers psychophysischem // Gesetz ein einfacheres Verhältnis zwischen // zwischen Physischem und Psychischem zu ergeben schien. // Nicht hier arithmetisch, wenn dort // geometrisch, // sondern hier gleich wenn dort. // So machten ihn denn etwas später auch // Hering, Plateau und andere geltend. //[65]
26. Wäre es nun ob solcher Umstände als // genügend gesichert zu betrachten, so // hätten wir in dem ebenmerklichen Unterschied //
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nicht mehr den Maßstab für die Aus-//messung der psychischen Intensitäten u. dgl. // Aber immerhin erschiene die Messung dieser // psychischen Größen nicht mehr unmöglich, // ja die Zählung der ebenmerklichen Uner//schiede könnte der Anhaltspunkt // beleiben, man müsste nur dann, in-//dem man sie statt als gleiche absolute // als gleiche relative Zuwüchse betrachten, // die jedem einzelnen entsprechende absolute Größe // erst berechnen. //
27. Indes wenn es sich um eigene Auf-//stellungen handelt, soll man nicht minder // streng sein, also wo es sich um fremde // Sätze handelt. // Ich darf nicht verschweigen, dass, wenn // ich neu und neu die Sache überlegte, mir // manches daran zu fehlen schien, dass // hier eine wahre Sicherheit bestehe. //
28. Ich habe daraus, dass bei Raumgrößen // die ebenmerklichen Zuwüchse ungleich seien, // und mit der Größe dessen, dem sie zugefügt // werden größer und größer würden, / den // Schluss gezogen, dass es bei Intensi-//
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täten wohl ähnlich sein möge[66]. //
1) Aber dieser Schluss scheint darum nicht // bündig, weil Intensität keine Größe ist; // nämlich im eigentlichen Sinne. // Wenn sie in jenem uneigentlichen Sinne Größe // ist, so hebt dies das Bedenken nicht auf. //
2) Das Vergleichen zweier Intensitäten unter-//scheidet sich in einer Beziehung von // dem Vergleichen zweier außereinander-//liegender räumlicher Größen. // Vergleiche ich diese, so muss ich mit // der Aufmerksamkeit die Gesamtheit der Teile // erfassen oder Teil für Teil suk-//zessiv durchlaufen // (in welcher Weise dies geschieht, wollen wir // nicht eingehender erörtern). // Hier ist es begreiflich, dass mit der Größe // die Schwierigkeit des Vergleichens wächst; // und darum eine größere Differenz un-//merklich wird. // (Vergleich mit der Abzählung. Größere // Merklichkeit des Unterschieds, wo größere // Leichtigkeit des Zählens.) //
[58136] 132.
Anders ist es, wenn ich die beiden // Größen aufeinandergelegt hätte; ich // würde dann die Aufmerksamkeit ganz // auf die Enden konzentrieren können. // Dann würde die Länge der Linien keinen // Abbruch tun. // Es wäre wie wenn ich die Frage auf//würfe, ob 125 gleich oder größer 126; der Unter-//schied ebenso merklich, wie ob 5 // oder 6. //
Blicken wir nun auf den Vergleich // von Intensitäten. // Hier sicher kein Durchlaufen der Teile. // Wenn ich nacheinander zwei Intensi-//täten erfahre, indem die erste um ein // gewisses Maß wächst oder abnimmt, so // scheinen sie darum ähnlicher dem Fall // wo Größen aufeinandergelegt werden, // und wo man ohne Blick auf den // Ausgangspunkt der Linien, für den // man sich der Koinzidenz versichert // weiß, nur mit dem Endpunkt sich //
[58137] 1321
aufmerksam zu beschäftigen hat. // Ergo. //
3) Es mag sein, dass auch beim Vergleich // von Intensitäten der gleiche Zuwachs nicht // immer gleich merklich ist. // Aber wenn, so scheint es dabei mehr darauf // anzukommen, dass man die einzelnen zum // Vergleich kommenden Intensitäten mühe-//los erfasse und sie an die andere heran-//rücke[67]. // Dies wird nicht der Fall sein, wenn es sich // um sehr kleine Intensitäten, // und nicht, wenn sichs um sehr große, // schon nicht mehr ohne Erschöpfung und // Schmerz zu dassen handelt. // Daher gegen die Grenzen hin. // In der Mitte vielleicht aber ziemlich gleich. //
29. Indes bestimmt lässt sich auch dies nicht // behaupten, // sondern nur sagen, dass hier Vieles anders. // Es ist faktisch die Sachlage weder so wie // beim durchlaufenden Überblicken; //
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noch wie beim Aufeinanderlegen, wo // der nicht unterscheidende Teil gar nicht bemerkt. // Es bleibt denkbar, //
1) dass die relativ unbedeutende Änderung // minder interesssant, auffällig, merklich. //
2) Dort, bei den räumlichen Abständen nicht // ein Punkt im Verhältnis zum anderen, // näher oder ferner einem Nullpunkt. //
3) Es bleibt denkbar, dass in Wahrheit[68] ein gewisses // leichteres Schwanken des Phänomens von // absolut gleicher Größe bei größerer Intensität, // womit dann die Grenzen unsicherer, // und die gleichen Zuwächse nicht gleich // merklich. Beim Räumlichen nichts solches. //
4) Denkbar bei den Valenzen: Einfluss des treueren // Gedächtnisses[69] für typische Farben. // Mit Entfernung geringer. Und darum // der Vergleich unsicherer; die Differenz // unmerklicher. //
[58139] 1323
1. Intensität keine eigentliche Größe.[b95]  //
2. Beim Vergleich kein Durchlaufen der Teile, // sondern wie dort wenn aufeinander-//gelegt ohen Blick auf den Ausgangs/punkt, nur Endpunkt des Vergleichs // gleich gut: // hier auch. // Vergleich mit der Abzählung. Größere Merk//lichkeit wo größere Leichtigkeit des Zählens?[70] // Es scheint mehr darauf anzukommen, // das Einzelne zu Vergleichende mühelos // zu fassen und an das andere heranzurücken. // Dies nicht, wenn sehr große schon nicht mehr // ohne Schmerz[71] zu fassende. // Daher gegen die Grenzen hin. // In der Mitte vielleicht aber ziemlich gleich. //
3. Indes bestimmt lässt sich nur sagen, dass // hier vieles anders. // Es ist weder wie beim Durchlaufenden // Überblicken, // noch wie beim Aufeinanderlegen, wo der // unterscheidende Teil gar nicht bemerkt. Es bleibt denkbar[72] //
[58140] 1323
So käme man denn doch zu der Proportionali//tät, die das psychophysische Verhältnis so einfach // machte. // Wir haben Wahrscheinlichkeiten, die schwer zu // bemessen, und besonders [?] [?] Unsicherheit, welche uns den Maß-//stab entreißt.
NB. Jedenfalls nur innerhalb gewisser Grenzen das eine oder das andere (gleich oder proportional) psychophysische Gesetz, und hier annähernd // in Bezug auf Anfang und Ende begreiflich wie // oben, dass besondere Gründe die Merklichkeit schwächen. // Denkbar aber auch, dass auch auf dem physischen // Leitungswege hier komplikationen. //
NB. Noch ein anderer Umstand macht das Resultat // der Messungen auf Grund der Merklichkeit verdächtig. // Wir suchten störende Komplikationen auszu-//schließen. Wir griffen schließlich //
[58141] 133
Zur Häufung vob Beobachtungen, um den Rest // störender Umstände durch den Wechsel // auszuschließen. // Aber nicht ausreichend! // Nicht jede Komplikation auszuschließen. //
a) Intensität, Qualität, Helligkeit (Höhe); // auch eine kleine Zeit- oder Ortsdifferenz (sogar // bei allen). //
b) Auftreten von Gefühlen, // vielleicht auch von Mitempfindungen; // Ungleichheiten der Schätzung; indirekte Merklichkeit // oder, wenn man will, Verwechslung. //
NB. Folge des Mistrauens gegen die Einheit des ebenmerklichen // Unterschieds als Maßstab, dass man zu // einem anderen griff. // Plateau machte den Versuch in einer anderen // Art unsere Schätzung von Abständen zu prüfen, // indem er mit größeren als ebenmerklichen // Abständen operierte, weshalb man auch // sein verfahren die Methode der übermerklichen //
[58142] 134
Unterschiede genannt hat. // Er lässt ein genau mittleres Grau zwischen Schwarz und // Weiß suchen.[73] // Alle ohne Zögern der Aufgabe über//nommen. // Und nahezu dasselbe. // Er schloß daraus, dass wir messen[74] können // und wirklich in unserer Schätzung die Wahrheit // nahezu treffen. // Denn viele Irrtümer und eine Wahrheit. // Kriterium der Übereinstimmung. // Dies dann zur Kontrolle der Methode der // ebenmerklichen Unterschiede, wie Fechner // sie geübt, und woren er, wie erwähnt, // gezweifelt.[75] // Er fand die Resultate aber in über-//raschender Weise stimmig, dass er // den Widerspruch aufgab.[76] //
In der Tat konnte manchem dies Zu-//sammentreffen auf verschiedenen Wegen //
[58143] 135
für jede der beiden Messungsweisen eine // vorzügliche Empfehlung scheinen. // Sozusagen die Probe gemacht wie durch // Division für Multiplikation. // Prüfen wir jedes der beiden Momente![77] //
1) Was die Übereinstimmung verschiedener an-//langt, sowohl in dem Zeitraum, als // in der Besonderheit der Antwort, so be-//weist es wohl, dass die mit der In-//dividualität der Personen wechselnden Bedingungen keinen wesentlich modifizierenden // Einfluss übten. // Mehr aber, fürchte ich ich, nicht. // Weder, dass der Drang nicht ein Drang zu blindem Urteil (Vergleich mit Gedächtnis), // noch dass es nicht ein falsches (Vergleich mit äußerer Wahrnehmung, // Vergleich mit der relativen Über//schätzung kleiner Linien, Winkel // und damit im Zusammenhang der Richtung // der Linien). //
[58144] 136
Es können dieselben verführerischen Umstände // gemeinsam sein. // Hinweis // auf die Größen//schätzung der // Oktaven. //
2. Eher noch könnte jenes Zusammen//treffen auf verschiedenem Wege in // Anspruch genommen werden. //
[griech. Zitat] τῷ μὲν
So ja auch bei den Zöllnerschen Figuren. // Indes, fürchte ich, auch dieses Moment // werde seine Bedeutung verlieren, wenn man // den Fall genau prüft. //
a) Wir haben auf dem Gebiet räumlicher // Größe gefunden, dass wir die Tendenz // haben, kleine Größen relativ zu // großen zu überschätzen.
b) Derselbe Weg.
c) Nichts Neues!
[HT96] Und damit in Zusammenhang gleiche // Zuwüchse zu größeren für kleiner // zu halten als gleiche zu kleineren. // Daran knüpfte sich die Vermutung, // es möge mit Zuwüchsen zu In-//
[58145] 137
tensitäten ähnlich sich verhalten. // Und dies die Folge haben, dass die eben//merklichen Zuwüchse sukzessiv wachsen. // Derselbe Einfluss ist dann aber auch // beim Schätzen übermerklicher Größen zu // erwarten. // Kein Wunder also, dass bei ihren Ver-//gleich ein Fehler vorliegt, welcher approxi-//mativ zu dem Fehler stimmt, welchen // man durch Gleichsetzung der ebenmerklichen // Zuwüchse begeht. //
b) Noch mehr. / Preyer hat die Behauptung aufgestellt, // dass man, um die Abstände von Intensi-//täten oder Valenzen zu schätzen, sukzessiv alle Zwischen//stadien durchlaufe. // Stumpf hat dies bestritten; als aller / Erfahrung entgegen.[78] // Man sehe auch die Notwendigkeit nicht / ein. // Der Abstand zweier Intensitäten oder Quali//täten bestehe auch nicht in dem, was etwa zwischen ihnen sei, sondern sei nichts anderes // als ihre Differenz. //
[58146] 138
Ob die Zwischentöne gehört werden // oder nicht, der Abstand sei da // und ein und derselbe. // Ich möchte aber glauben, dass bei // diesem Streit die Wahrheit in der Mitte // liegt. //
Es kommt gewiss vor, dass ein Abstand // von Intensitäten, Qualitäten u. dgl. // ohne Durchlaufen der Zwischen//stufen geschätzt wird.[79] // Dahin gehören alle Fälle indirekter // Schätzung. //
Gesetzt ich wisse, auf Grund irgendwelcher // früherer Erfahrungen, dass Gelb von Blau // weiter absteht als von Rot, so mag // ich nun auf diesen Erinnerungen fußend // ohne Durchlaufung von Mittelstufen // das entsprechende Urteil über das Verhältnis // der Abstände fälllen. // So mag ich auch, eine Quart in einer // Oktave mit einer Quintenabstand in einer //
[58147] 139
anderen vergleichend, indem ich auf // Grund früherer Erfahrungen die eine als // Quart, die andere als Quint er-//kenne, sofort, sei es mit Recht, sei es mit Unrecht urteilen, dass diese zwei Töne // weiter voneinander abstehen als jene. // Und auch bei Abständen von Grau und Intensitäten werden // derartige indirekte Schätzungen möglich sein. // Insofern hätte Stumpf gewiss Recht. // Aber anders gestaltet sich die Frage, wenn // wir von direkter Schätzung von Abständen von // Intensitäten , Helligkeiten u. s. w. reden. // Ich kann nicht einsehen, wie hier von dem // Durchlaufen von Zwischenstufen Umgang // genommen werden sollte. // Stumpf sagt, die Differenz sei dieselbe, ob // Zwischenstufen durchlaufen oder nicht durch//laufen würden und könne ohne sie als Diffe//renz erkannt werden.[80] // Darin hat er Recht. //
Aber eines haben wir dann nicht erkannt, dass //
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nämlich die Differenz eine Größe habe. // Dazu gehört ja wesentlich, dass sie in gleiche // Einheiten zerlegbar ist. // Sie könnte sehr merklich sein, und doch kein // Größe haben, wie z. B. die Differenz zwischen Be//jahung und Verneinung (das es keine mittlere Weise // des Urteilens gibt). // Als Größe kann sie nur erkannt // werden, indem Zwischenstufen er-//fasst werden. // Steht dies nun fest, so können auch // keine Vergleiche von zwei Abständen als Größen // durch direkte Schätzung gemacht werden, ohne Durchlaufen // von den Zwischenstufen, welche in den einen und anderen // Abstand fallen. // Und somit bliebe hier Preyer im // Recht. //
Der Vorgang mag mit sehr großer Rasch//heit sich vollziehen und darum viel-//fach übersehen werden. Aber er bleibt da//rum nicht minder wirklich und unentbehrlich. //
[58149] 141
Bei einem Versuche wie Plateau ihn // gemacht, sind die Zwischenstufen // schon durch das gesetz des Abklingens // und Anklingens der Lichterscheinungen // gegeben. // Natura non // facit saltum. // Experimentelle Verdeutlichung an Nach-//bildern. Grün oder Grau auf Rot. // Allmählich entwickelt sich Rot auf // Grün. // Wir sehen also die gesamten mittleren // Stadien und in ihnen die ganze Kette eben//merklicher Unterschiede wird auch bei der // direkten Schätzung übermerklicher Abstände durchlaufen. // Und so darf die Übereinstimmung des Resultates der Schätzung auf Grund der formellen Abzählung ebenmerklicher Unterschiede und // der Schätzung nach Plateauscher Methode, // mögen sie nun beide richtig oder beide falsch // sein, um so weniger in den Bereich der Unwahr//
[58150] 142
scheinlichkeit gehören. //
Das Ergebnis ist, dass uns auch Plateaus // Messungsweise nicht aus der Unsicherheit // heraushilft. // Und ebenso klar ist, dass sie über-//haupt nur in engen Schranken an//wendbar ist. // Denn, wo jene Komplikationen ein-//treten, verlässt uns teils die Har-//monie zwischen der Messung nach ebenmerklichen // Unterschieden und nach übermerklichen // (wie bei den Oktaven), // teils verlässt den Urteilenden die // Zuversicht (schon bei dem Urteil über // Helligkeit verschiedener Farben, noch // mehr über Intensität von Geruch und // Ton). //
Und wenn es so auf dem Gebiet der // Intensitäten und Qualitäten steht, so // steht es auf dem Gebiet der phänomenalen //
[58151] 143
Räumlichen Größen ebenso oder doch sicher // nicht besser. // Wollen wir hier nach ebenmerklichen // Unterschieden die Größe einer Linie be//stimmen, so werden wir natürlich zuerst // einen entsprechenden Zustand der Übung ge//winnen müssen. // Aber dieser wird die ebenmerklichen Unter//schiede nicht ausgleichen. // Abhängigkeit von der Zahl der empfindenden // Nervenenden. // Diese zahlreicher an der einen als anderen // Hautstelle. // Und damit in Zusammenhang, dass // wir an den Fingerspitzen, an den Lippen, // an der Zungenspitze viel mehr Punkte // zwischen zwei gleichweit entfernten Punkten // unterscheiden als z. B. am Ellbogen // oder auf dem Rücken. //
An solchen Stellen schätzen wir auch // in der Tonpsychologie den Abstand der Punkte für größer // (Erinnerung an die Schnurrbarterscheinung). Verwunderung Stumpfs // über die Harmonie // zwischen räumlicher Größenschätzung und // Unterscheidungsempfindlichkeit. //
[58152] 144.
Aber kein Beweis, dass die phänome-//nale Ausdehnung [?] Ortsabstand, // welche an die Reizung geknüpft wirklich // größer. // Man denke, wenn von den mittleren // Nervenenden enstirpiert würde // die Differenz der Lokalisation durch den // bleibenden bliebe dieselbe, aber // die Distanz würde, nach allem, // was wir wissen, geringer geschätzt werden. // Wir sehen hier die völlige Unver-//läßigkeit der Methode der Messung nach // ebenmerklichen, wie der nach über//merklichen Unteschieden auf diesem // Gebiete. // Beide würden unser Urteil, wenn es sich an ihre Ergebnisse hielte, in // die gröblichsten Widersprüche und mathe//matischen Absurditäten ver-//
[58153] 145
wickeln können. // Fleischls Meinung // das Gesetz des Wider//spruchs auf dem // Gebiet der Sinne // falsch. // „Widersprüche z. B. // in den // Bewegungserscheinungen[HT97] ).[81] //
Notabene. Ich habe übrigens etwas ungenau ge-//sprochen, wenn ich eben nur von der Zahl // der Nervenendungen sprach, als maß-//gebend für die Merklichkeit kleiner Unter-//schiede. Es kommt offenbar auch auf die // Beschaffenheit der einzelnen an das betreffende // Nervenende geknüpften Lokalerscheinung // an. Diese können, wenn verschieden, // doch teilweise sich decken. Dann größere // Undeutlichkeit. Auch könnten sie bis zu einem // gewissen Grad unregelmäßig durcheinanderge//würfelt sein. //
Mehr wollen wir hier in die Sache // nicht eingehen, zumal die ganze Frage // von dem Ursprung der Raumvorstellung // und ihrem Verhältnis zu den Empfindungen //
[58154] 146
von uns zuvor eine Erörterung erfahren // haben müßte. // Auch genügt das Gesagte, um zu zeigen // wie wenig man mit allen den // genannten Methoden es dahin // bringt über das Hindernis der // psychischen Meßbestimmungen den vollen // Sieg zu erringen. //
An der Hoffnung, dass dies einmal // vollkommen gelingen werde, dürfen // wir allerdings festhalten. // Aber es ist sicher ein sehr schwierig // gangbarer Weg, der dahin führt. // Wir werden ähnlich wie für das Gedächtnis // Hypothesen über seine Verläßigkeit unter // gewissen Umständen aufstellen und im Zusammenhang // der Erscheinungen verifizieren müssen, // um dann vernünftig mit ihr zu // rechnen: auch für unseren Drang zu //
[58155] 147
Größenschätzungen ähnlich verfahren // müssen. Die richtigen Hypothesen // über die Grenzen und den Grad seiner // Verläßigkeit, werden sich schließ//lich dadurch verraten, dass // sie diejenigen sind, welche in der einfachsten // Weise eine Mannigfaltigkeit von // Erscheinungen zu erklären dienen. // (In etwas berührt // sich Herings // teleologische Argumenta//tion mit diesem // Verfahren. cf. In Sachen der // Psychophysik und Franke // im Handbuch // Hermanns.) // Das ist ja überhaupt der Weg zu // den Gesetzen auf dem Gebiet empirischer // Wissenschaft. //
Haben wir die Gesetze, welche uns über // die Verläßigkeit und die Tendenzen // zum Irrtum, welche in den instinktiven // Größenschätzungen liegen eruiert, // so lassen sich in beiden Fällen // diese instinktiven Schätzungen als //
[58156] 148
regelmäßige Anhaltspunkte zu // wahren phänomenalen Größen//bestimmungen verwerten und mittels // ihrer vielleicht auch andere und wohl // auch physische Kriterien ge-/winnen. //
Was sollen wir aber tun, wenn // wir nicht im Stande sind dies // heutzutage schon wirklich zu leisten // und z. B. über die absolute oder rela//tive Gleichheit ebenmerklicher zu-//wüchse bei der Intensität mit / Sicherheit zu entscheiden? // Ich antworte: wir können die // Frage offen lassen. // Wir werden dann nicht diese // phänomenalen Abstände in gleiche, // sondern in gleich merkliche Teile zer//legen können, //
[58157] 149
die, wenn sie uns in ihren Zahlen // keine eigentlichen Größenmaße geben, // doch uns dazu dienen, die einzelnen abstehenden Punkte in Bezug auf einander zu fixieren // und scharf zu markieren. // Beispiel[HT98] . // Vergleich mit // den Diensten von // Linnés künst-//lichem System. // Wir haben // statt der phäno-//menalen sozusagen // dokumenale [?] //Größen bestimmt // und durch die im Durchschnitt kon-//stante, wenn // auch in ihrer // mathematischen // Besonderheit // uns unbekannte // funktionelle // Beziehung zu // ihr die betreffende // phänomenale // determiniert und // fixiert. // Immerhin werden wir, wenn wir // so verfahren, uns recht lebhaft // den unvollkommenen Zustand der heutigen // Psychologie zum Bewusstsein // bringen, an welchem nicht bloß die genetische // sondern auch die deskriptive Psychologie // partizipiert. //
Rückblick auf die drei Erklärungsgründe der Unvollkommenheit[HT99] . //
Wie ist ein solcher Zustand aber verein-//bar mit dem Zu-//stand anderer vorgeschritteneren Erfahrungswissenschaften? //
a) Die äußere Erfahrung nicht unmittelbar evident; // also sollte man meinen, die Physik schwieriger, langsamer. //
b) Abhängig von der inneren, unmittelbar evidenten. // Ohne psychologische Erkenntnis, keine andere. //
[58158] 150.
Denn ohne erkennenden Besitz[82] der ersten // Anknüpfungspunkte, wie etwas in // gesicherter[83] Weise daran knüpfen? //
Indes die hohe relative Vollkommenheit // der Natruwissenschaften gegenüber der deskriptiven Psychologie ist tat-//sache; // sie muss darum auch möglich sein. // Und diese Möglichkeit lässt sich recht // wohl begreifen. //
Eines[84] allerdings muss gegenüber den // eben geltend gemachten Erwaägungen // zugestanden werden. // Ohne gewisse richtige psychologische Data // wäre jede Naturwissenschaft un//möglich. // Ja selbst der Laie in der Wissenschaft, // wenn er sich im praktischen Leben bewegt, // kann ihrer nicht entbehren. //
Aber 1) brauchen sie, um richtig zu sein, //
[58159] 151
Nicht notwendige Erkenntnisse zu sein. // Hinweis auf das Gedächtnis. //
2) Müssen sie nicht vollständig sein, so // dass sie das ganze psychologische Gebiet, // oder auch nur das ganze gebiet der deskriptiven // Psychoologie umspannten, // und da mögen // denn gerade // die schwierigen // Fragen // ausgeschlossen // sein. //
3) Müssen sie auch nicht rein sein; es // können Irrtümer beigemischt sein, // insbesondere solche, da es geschehen kann, dass mehrere, die sich gegenseitig kom-//pensieren. //
4) Gilt dies im Allgemeinen, so insbesondere // für das, was Anknüpfungspunkt für die // empirische Forschung in nder Außenwelt werden soll. // Es kann etwas Zeichen sein, und als // solches deutlich unterschieden werden, // ohne in sich selbst klar analysiert // zu sein. // Beispiel die Konstante x/z –ks/ls // und (nach Helmholtz) die Vokale.[85] //
[58160] 152
Hinweis auf den Fall einer merklich großen // Fläche, mit merklich großen Vierteln[86], // von welchen eines rot, eines blauch, eines gelb, eines grün. // Wir werden die Gesamtheit der Qualitäten // bemerken, die vier einzelnen sehen, aber // vielleicht nicht bemerken; zum // mindesten nicht in ihrer Sonderung // und Verteilung. // Der von uns bemerkte Eindruck wäre // der der Gesamtheit der Qualität, und wir // bemerkten gewiss, dass er ein anderer // wäre als der, welche eine einzelne von den vier // Qualitäten, wenn sie die ganze Flächhe // erfüllte, hervorbrächte. Wir würden // ihn deutlich von ihnen unterscheiden. // Aber er wäre nichtsdestoweniger // un-//klar in sich selbst, nicht analysiert // und vielleicht nicht analysierbar. // Dies würde nicht hindern, dass er, // da er von jenen anderen Eindrücken //
[58161] 153
hinreichend unterschieden wird, // ein genügend bestimmtes Zeichen zur An//knüpfung gewisser Erfahrungen in Betreff // der physischen Antezedentien in der Außen//welt werden könnte. //
Noch mehr! Es braucht ein Phänomen // gar nicht bemerkt zu werden, und // kann doch als Anknüpfungspunkt gewisser // Erfahrungen dienen. // Es genügt, dass es da ist, um wirksam // zu sein und gewohnheitsmäßig zu gewissen // Annahmen in Betreff eines in der physischen // Welt vorhandenen Bestandes zu führen (wie z. B., ich habe es gelegentlich erwähnt, // die unbemerkten Anhaltspunkte für das // Urteil über die Stellung unserer Glieder). // So erkennen wir, dass[87] für die haupt//sächlichen Anknüpfungspunkte physikalische //
[58162] 154
Forschungen selbst auf dem Gebiet der // Empfindung mit sehr unvollständigen // Kenntnissen und unvollkommenen Ana-//lysen ausreichen. //
Und wenn dies, so wird dasselbe // auf dem Gebiet der ursprünglichen Asso-//ziation gelten. // Mag einer im Diphtong „ei“ eine Suk-//zession von zwei Vokalen erkennen oder // nicht; mag er durch die Sprache // verführt der Meinung sein, dass die zwei // Vokale e und i seien, während sie a uns [HT100] i sind, oder die richtigere // Meinung hegen; er kann ihn als // Ganzes deutlich unertscheiden, und wird // bei seiner Verwedung in der Sprache in der // Anknüpfung entsprechender Gedankenasso//ziationen nicht gehindert sein. // Und gilt solches von den Gebieten der Em-//
[58163] 155
Pfindung und ursprünglichen Assoziation, // so ist selbstverständlich, dass es ebenso // oder noch mehr von dem Gebiet der in-//tentionalen psychischen Beziehungen, // wo es sich um Vorstellen, Urteil, Gemütsbewegung und alles, was hier // die Analyse zu entdecken hat, // handelt. // Mag einer in den Gemütstätigkeiten // von sich freuen und wollen einen gemmeins//samen Grundcharakter erkennen // oder nicht, er wird davon unbeirrt // und ungefördert, auf dem Gebiet der Botanik, Geologie // Astronomie, Chemie, Physik u. // s. w. u. s. w. seine Forschungen ver-//folgen können. // Es ist hier noch leichter zu erkennen, // dass die betreffenden Einsichten der deskriptiven //
[58164] 156
Psychologie nicht mehr zu den // Daten und Voraussetzungen physikalischer // Forschungen gerechnet werden können. // Hiedurch sieht sich die Natur-//forschung aber gerade von solchen // psychologischen Untersuchunngen emanzipiert, // die zu den schwierigsten gerechnet // zu werden pflegen. // Bei der Em-//pfindung eine // gewisse Möglichkeit // das Phänomen // für die Beo-//bachtung zu // fixieren. //
5) Dass unter solchen Umständen die // Naturwissenschaft der Psychologie, // und auch der deskriptiven Psychologie // vorauseilen konnte, ist wohl voll-//kommen begreiflich geworden. // Um zu zeigen, wie vieles hier leichter // ist, möchte ich noch einmal speziell // an die Aufgabe der Messungen von der Ver-//schiednheit der Lage, welche wir hier und dort // gefunden haben erinnern. //
[58165] 157
Für die Messung der Größen in der // wirklichen physischen Welt haben // wir feste, oder nahezu feste Maß-//stäbe, die wir zum Vergleich // herüber und hinübbertragen und anlegen. // Für die Messung der phänomenalen Größen, // wie sie uns die Empfindungsinhalte zeigen, // und ebenso für die Messung der wirklichen, // aber psychischen Größen, welche // uns die innere Wahrnehmung  auf dem // Gebiet der intentionalen Beziehungen // zeigt, haben wir nichts, oder doch // gewiss nichts, was ein ähnlich einfaches // Hilfsmittel werden könnte, aufzu//treiben vermocht. //
Daher also der relativ zurückge-//bliebene Zustand, in welchem die deskriptive // Psychologie sich findet. //
[58166] 158
Die eigentümlichen Schwierigkeiten // verlangen besondere Methoden, zu denen // man erst allmählich gelangt, und zum Teil unter Be-//nützung der logischen Erfolge auf physi-//kalischem Forschungsgebiet. //
[58167]
Eine ganz eigentümliche Kunst // verlangt es oft, einen Anderen dahin zu // bringen, dass er etwas bemerkt, was // er zunächst schlechterdings nicht finden // kann, ja geradezu entschieden als nicht // vorhanden in Abrde stellt. // 1. Vorführen von Beispielen, wo ist // und wo nicht ist. // 2. Darlegung der Konsequenzen. // 3. Nachweis der Versuchungen. //
[58166] 158
Sie verlangen ferner eine eigentümliche // Übung, zu welcher aber wieder die wesentlichsten // Vorbedingungen fehlen, so lange ebenso-//viel oder noch mehr unmethodisch oder // nach schlechten Methoden Versuche gemacht werden. // Sie verlangen endlich insbesondere eine gewisse // Teilung der Arbeit, wie sie auf philosophischem // Gebiet fast nie geübt wird. // Es liegt dies in den Verhältnissen. // Wenige Lehrstühle und diese für die Ver//tretung eine Kompetenz[?] von Disziplinen. // Außer ihnen aber schier niemand, der //
[58168] 159
in der Lage wäre sich berufsmäßig // mit philosopischen Dingen zu befassen. // Und auch ihn, wie sollte ihn nicht // der Beifall verlocken, der fast nur // der umfassenden Schrift auf // philosophischem Gebiet gespendet wird. // Österreich. Begriff von Hauptphilo-//sophie. // Daher kommt es, dass so wenig von den Philo-//sophen hier gefördert worden ist. // Vielfach kam eher noch ein Physiologe // dazu in einem kleinen Punkt // „still und unerschlafft die höchste Kraft // zu sammeln“, so dass man manchmal // bei ihnen über gewisse psychologischen Fragen // Besseres und Genaueres erfährt. // Obwohl // auch hier die // Meinungsver-//schiedenheiten // überall und // energisch sich // kundgeben. // Aber die ganze Misère offen anerkannt, // ist doch nach allem, was ich gesagt, //
[58169] 160
der Zustand der Psychologie und insbesondere // der deskriptiven nicht hoffnungslos. // Im Gegenteil bin ich der Überzeugung, // dass gerade weil hier alles frisch // beginnt, am meisten Aussicht // vorhanden ist, das Wissen durch viele // wertvolle Entdeckungen zu bereichern. // Dass auch heute nicht alles mehr // zweifelhaft ist, was manche be-//zweifeln und betsreiten, wird hoffentlich // unsere Darlegung selber zeigen, – // obwohl ich gewiss tausendfach die // Nachsicht in Anspruch nehmen muss. // Und auch wo eine Frage lange venti-//liert und dennoch nicht zur Klarheit // gebracht ist, muss man sich hüten // verzagt auf eine Unmöglichkeit sicherer Ent-//scheidung zu schließen. //
[58170] 161.
Es sei erlaubt, es mit einem Er-//gebnis eigenen Versuchs aus aller//jüngster Zeit zu illustrieren. // Claus. //[MO101] [MO102] 


[1] Randbem.: „später Ausführlicheres“

[2] Über der Zeile: „bloße“

[3] Randbem.: „(Unterschied // von Schein und // Erscheinung)“

[4] Über der Zeile: „Unterscheidung von bloßem Phänomen und Ding an sich“

[5] Randbem.: „Später Aus//führlicheres“

[6] Übe der Zeile: „Berücksichtigung“

[7] Über der Zeile: „beschreibende“

[8] Über der Zeile: „(ihrer)“

[9] Am Rand: „Lektio 3“

[10] Randbem.: „Ob nur ein Schall // zugleich // am selben // Ort?“

[11] Über der Zeile: „Stetigkeit“

[12] Randbem.: „Sättigung // Helligkeit“

[13] Randbem.: „Genauere Be//zeichnung: von dem // realen Inhalt // der inneren Wahrnehmung, // von den realen Mo-//menten, welche sie // uns zeigt“

[14] Randbem.: „Solche welche es // leugnen, gehen // neuerdings // manchmal // so weit // alle Phänomene // außer den Em//pfindungsinhalten // gänzlich in Ab//rede zu stellen // Ich habe es an // solchen, welche sich // sogar Schüler von mir nennen // wollten erlebt // dass: // a) Denken = Wort // ohne Sinn // analysierbar in Physisches // b) Liebe: seine[?] Mutter // aus Sorge[?], Geld[?] // [?] etc. // Übrigens auch // bei Lange // Spuren“

[15] Randbem.: „Hamilton“

[16] Randbem.: „a. Fragen aus // Ästhetik und Psychologie // von 1885//6. // S 112.12–114,5.“

[17] Am Rand: „Lectio 5“

[18] Randbem.: „(Manche meinten // bei Phantasie / und Empfindung)“

[19] Randbem.: „(Schwierigkeit // über den Ursprung des Kausal//begriffs)“

[20] Die S. 33–35 könnten die ursprünglichen S. 23–25 sein!

[21] Gestrichen „10“.

[22] Überschrieben: „11“.

[23] Am Rand: „Lectio.“

[24] Am Rand: „Lectio“

[25] Randbem.: „Beträchtlich // stärker oder // Extrem nach // dieser Richtung“

[26] Über der Zeile: „gewisser“

[27] Im MS: „andere mal“

[28] Unterhalb am Rand: „Lectio“

[29] Randbem.: „Herings „Valenz““

[30] Danach gestrichen: „3. Noch andere Fälle, wo äußerst schwer // merklich. // Es gibt Züge welche zusammen gegeben, bei welchen aber die Bedingungen des Be//merkens schlecht vereinbar sind. // Unvollkommene Aufmerksamkeit gelingt, wenn beides // zugleich bemerkt werden soll. // Dabei ist aber das eine von der Art, dass // es (sei es von Natur, sei es in Folge der Gewohnheit, //“
 

[31] Randbem.: „Neigung den höheren // Ton für lauter // zu halten // und umgekehrt. // Haneberg“

[32] Über der Zeile: „leichter“

[33] Über der Zeile: „wird“

[34] Randbem.: „(Vielfach be//merkt man die // wahre Vermittlung nicht, weil man eine falsche zu kennen glaubt.)“

[35] Im Ms: „+“

[36] Im Ms: „+“

[37] Im Ms.: „+“

[38] Randbem: „Die Evidenz der inneren // Wahrnehmung jeden//falls garantiert nicht dafür.“

[39] Randbem.: „Aristoteles nicht. // Kant; Herbart; // Gauss nicht.“

[40] Randbem.: „beziehungsweise // (wie Gesundheit)“

[41] Randbem.: „Wie nun immer // jedenfalls“

[42] Randbem.: „z. B. die Oktaven // ganzer Töne“

[43] Randbem.; „(dasselbe gälte // wenn ein ur-//sprüngliches instink-//tives Augenmaß. // Vielleicht er//erbt auf Grund der Erfahrungen früherer Generationen. – fraglich –)“

[44] Im Original: „wie von den gewöhnlich allein sogenannten Axiomen.“

[45] Randbem.: „(durch zeitliche // Sukzession D)“

[46] Grafik am linken Rand.

[47] Randbem.: „Grenzen in einem vierdimensionalen // Kontinuum dreidimensional // Entweder krumm oder eben (NB // das Analogon).“

[48] Variante über der Zeile: „spricht als ob“

[49] Variante über der Zeile: „empirischen“

[50] Variante über der Zeile: „Fassen“

[51] Randbem.: „NB. Man prüfe bei // unbewegtem Auge“

[52] Randbem.: „Lanzette“

[53] Einfügung über der Zeile: „Noch entferntere Ursache als Retinabild“

[54] Randbem.: „Göthes Koch // der die Katze schießt“

[55] Im Ms: „besteht“.

[56] Randbem.: „1860 // vollendet“

[57] Randbem.: „In Sachen der // Psychophysik // S. 212“

[58] Einfügung über der Zeile: „gewinnen hoffte“

[59] Randbem.: „ein Viertel Jahr-//hundert nach dem Er-//scheinen der // Psychophysik“

[60] Im Ms: „nicht sofort keinen“

[61] Im Ms: „man sie“

[62] Randbem.: „Stumpf I 55“

[63] Randbem.: „gegen n–m//n“

[64] Im Ms: „daran an,“

[65] Am Rand: „Lectio“

[66] Im Ms: „mögen“

[67] Über der Zeile: „bringe“

[68] Im MS nur „Wahrheit“

[69] Im MS: „Gedächtnis“

[70] Randbem.;: „und: 125 126 // ebenso merklich als // 6 5. 3.“

[71] Über der Zeile: „Anstrengung“

[72] Die Fortsetzung des Satzes auf der Rückseite des Blattes ist im MS gestrichen.

[73] Randbem.: „Genauereres // Fechner // in Sachen // Psychophysik, // S. 22“

[74] Über der Zeile: „erkennen“

[75] Randbem.: „Delboeuf“

[76] Randbem. „cf. Fechner // in Sachen // der Psychophysik. // S. 22.“

[77] Am Rand: „Lektio“

[78] Randbem.: „Tonpsychologie“

[79] Randbem.: „(gedächntnismäßig // auf Grund früherer / Erfahrungen // oder sonstwie mit // Benützung äußerer // Anhaltspunkte, // begleitender // Gefühle oder anderer Umstände)“

[80] Randbem.: „als das, was sie // ist vorgestellt und“

[81] Gestrichen: „Nirgends sind die Nervenenden // zahlreicher als in der Retina des Auges // und damit vielleicht in Zusammenhang // die Überschätzung und scheinbare Pro//jektion?“

[82] Über der Zeile: „Orientierung über“

[83] Randbem.: „klarer // gesetzmäßiger“

[84] Im MS: „1. Eines“

[85] Randbem.: „der Eindruck von feucht, // glatt und kalt (Helmholtz) // und glatt selbst.“

[86] Randbem.: „Flecken“

[87] Im MS: „dass wir“

last update: 02.10.2018

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